Musik – Mitglieder

Julius Schneider

Musikdirektor

Am 6. Juli 1805 in Berlin geboren,
gestorben am 3. April 1885.
Von 1849 bis 1885 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, Berlin, Sektion für Musik.

Biographie

Schneider, Johann Julius, namhafter Pianist, Organist und Lehrer, wurde am 6. Juli 1805 zu Berlin als ein Sohn des Pianofortefabrikanten Johann Schneider daselbst geboren. Seiner inneren Neigung folgend, die von den Seinen auf das Lebhafteste unterstützt wurde, widmete er sich nach Beendigung seiner Schulausbildung der Musik, nachdem er bereits während derselben die umfassendsten Vorstudien gemacht hatte. Seine definitive Ausbildung erhielt er durch A. W. Bach, Türrschmidt und Berger - Klavier - ferner durch Hausmann - Orgel - und Bernhard Klein - Composition -. Nachdem er sodann ncoh eine Zeitlang unter Hummel studiert hatte, trat er mit großem Erfolge als Klaviervirtuose auf, leitete die seinerzeit berühmten musikalischen Reunions des Hofbuchdruckes (?) und übernahm später nach Hausmanns Tode die Leitung der Wohltätigkeitsconcerte in der Garnisonkriche. Kaum 24 Jahre alt gründete er 1829 den von ihm bis 1874 wenige Jahre vor seinem Ableben geleiteten 'Lieder Verein', unter dessen Mitgliedern sich Sänger wie Böttcher, Krause, Heinrich, Krüger, Pfosten, Mantius, von der Osten, Zschiesche u. a. befanden. Daneben bildete er zahlreiche Schüler und Schülerinnen und daß er, da er auf diese Weise innig mit der Berliner Musikwelt verbunden war, schnell zu hohem Ansehen in der Kunstwelt gelangte. Erhielt er doch bereits 1829 gelegentlich der Einweihung der Friedrich Werder'schen Kirche das Amt des Organisten und Kantors an derselben übertragen, das er mit Lust und unermüdlichem Eifer bis zu seinem Tode verwaltete. Die Friedrich Werder'sche Kirche verdankt auch ausschließlich seinen Bemühungen und rastlosen Streben den 1836 gegeründeten gemischten Chorverein und den 1852 ins Leben gerufenen lithurgischen Chor, dem er mit großem Eifer und besten Erfolgen vorstand. Inzwischen hatte er noch 1835 die Stelle eines Gesanglehrers an der städtischen Gewerbeschule zu Berlin, u. seit 1836 die künstlerische Direction der Musikaufführungen in der Loge Royal-York übernommen. Daneben leitete er 1844 bis 1847 auch den Verein für klassische Kammermusik in Potsdam. Selbstredend fan sein künstlerisches Streben auch anerkennende Würdigung. Bereits 1837 ward er zum königlichen Musikdirector u. 1839 zum Mitglied des königlichen Musik-Sachverständigen Vereins ernannt und erhielt 1845 den roten Adler Orden 4. Klasse und 1873 den roten Adler Orden 3. Klassse mit der Schleife verliehen. Zweimal erhielt er die große goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft (...) während die Akademie der Künste in Berlin ihn bereits 1849 zu ihrem ordentlichen Mitgliede erwählt hatte. Mit der letzteren trat er schriftlich in Folge der Vereinigung des Instituts für Kirchenmusik mit der Akademie in nähere Verbindung. War er doch auch ferner an genannter Anstalt seit 1854 nach dem Abgange E. Grells, als Lehrer für Orgel, Gesang und Composition angestellt worden, also in eine Stellung berufen worden, die seinen Fähigkeiten ganz entsprach, und in welcher er mit segensreicher Tätigkeit wirkte. In Anerkennung seiner ersprießlichen (?) Lehrtätigkeit ward ihm auch 1866 der Professortitel zu Theil und Schneider 1869 wegen seiner außerordentlichen und weitgehenden Kenntnisse der Orgel zum Königlichen Kommissarius (...) ernannt. Auch die folgenden Jahre brachten ihm noch Ruhm und Anerkennung. Als in Folge der Reorganisation der Königlichen Akademie der Künste 1875 die Zal der Senatoren für die musikalische Section vermehrt wurde, wählten auch ihn die Mitglieder zum Senator der Akademie. Er blieb in dieser Stellung bis 1880, wurde 1880 nicht wiedergewählt, aber nach dem Inkrafttreten des neuen Statuts der Akademie vom 19. Juni 1882 von Neuem von der Genossenschaft der Mitglieder in den Senatu deputirt, dem er auch bis an sein Lebensende angehörte. Schneider feierte im Jahre 1882 sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum. Von allen Seiten wurden ihm anerkennende Beweise zu Teil. S. Majestät der Kaiser verlieh ihm den Kronenorden (?) 3. Kl. mit der Zal 50. - Inzwischen hatte sich jedoch das heranreichende Alter mit seinen Wirkungen sichtbar gemacht. Schneider mußte October 1884 sein Amt als Lehrer des königlichen Akademischen Instituts für Kirchenmusik niederlegen. - Wiederholt hatten ihn schon vorher schwere Krankheiten heimgesucht, die aber stets gebannt worden waren. Im Frühjahr 1885 ward er von Neuem auf's Krankenlager geworfen, von dem er sich indessen nicht wieder erheben sollte. Am 3. April desselben Jahres früh verstarb er zu Berlin, woselbst er auf dem Friedrichs-Werderschen Kirchhof am 6. desselben Monats beerdigt wurde. Mit seinem Hinscheiden erlitt die Berliner Musikwelt einen großen Verlust, war er doch einer der alten Musiker, der mit der Entwicklung Berlins in dieser Hinsicht länger als ein halbes Jahrhundert auf das Engste verbunden war. Die Zal seiner Schüler und Schülerinnen ist sehr groß. Erwähnt seien hier nur aus der Zal der Gesangskünstler und Künstlerinnen seine Tochter, die großherzoglich badische Kammersängerin Therese Schneider. Von seinen Compositionen, von denen sich viele im Besitz der Loge Royal-York befinden, erschienen nur wenige in der Öffentlichkeit. Doch befinden sich unter ihnen Werke, die einen dauernden Wert haben und in ganz Deutschland bekannt sind. Bedeutend sind seine zahlreichen kirlichen Gesangswerke, ein Tedeum, zwölfstimmiges Paternoster, eine sechstimmige Messe, Kantaten, Psalmen etc. Ferner sind seine Männerquartette (über 200), seine maurischen (?) Gesänge, seine Orgelstücke, ein Klavierconcert, verschiedene Kammermusikwerke, Klaviersonaten hervorzuheben. Fast volkstümlich geworden sind: 'Ich trinke gern', 'Die Mädchen in Deutschland' und das preisgekrönte 'Mädchen der Nachtwind braust'.
(Auszug aus der Matrikel der Akademie der Künste)