Musik – Mitglieder

Hermann Abendroth

Dirigent

Am 19. Januar 1883 in Frankfurt am Main geboren,
gestorben am 29. Mai 1956 in Jena.
Von 1952 bis 1956 Mitglied der Akademie der Künste, Berlin (Ost), Sektion Musik.

Biographie

Sohn eines Buchhändlers.
1888-1900 Besuch des Wöhler-Realgymnasiums und der Handelsschule in Frankfurt am Main.
1901-1904 Studium der Musiktheorie und Komposition bei Ludwig Thuille, Klavier bei Anna Hirzel-Langenhan und Dirigieren bei Felix Mottl an der Königlichen Akademie der Tonkunst in München. Daneben Besuch von Philosophievorlesungen an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
1903 Mitglied im von Richard Strauss geführten Allgemeinen deutschen Musikverein (ADMV). Leitung des Chores des Münchner Orchestervereins und des Münchner Orchestervereins Wilde Gungl.
Ab 1905 Musikdirektor des Philharmonischen Orchesters des Vereins der Musikfreunde in Lübeck.
Ab 1910 Leiter des Philharmonischen Chores Lübeck.
Ab 1910 Mitglied im Musikausschuss des ADMV und Vorstandsmitglied.
1911 Städtischer Musikdirektor in Essen.
1915-1934 Chefdirigent des Gürzenich-Orchesters und des angeschlossenen Gürzenich-Chores Köln.
1918 Generalmusikdirektor der Stadt Köln.
1919 Professur an der Staatlichen Hochschule für Musik Köln.
1920-1934 Gastspiele in Deutschland, Europa und in der UdSSR.
1925 Leitung der Staatlichen Hochschule für Musik Köln (gemeinsam mit Walter Braunfels).
1922-1923 Konzerte bei der Staatskapelle Berlin.
1930-1933 Generalmusikdirektor in Bonn, Interimsleitung des Beethoven Orchesters.
1933 Professur am Landeskonservatorium der Musik in Leipzig.
1933 Beitritt zur Reichsmusikkammer (RMK).
1933-1945 Leitung der Fachschaft Musikerzieher und Chorleiter, Mitglied des Verwaltungsausschusses der RMK.
Gleichzeitig persönlicher Einsatz für jüdische Komponisten sowie Tourneen in die Sowjetunion, Kampf gegen die von den Nationalsozialisten angestrebte Auflösung des ADMV. Zunächst Weigerung, der NSDAP beizutreten, daraufhin 1934 Entlassung als Leiter der Kölner Musikhochschule, (Beitritt 1937).
1934 Gewandhauskapellmeister in Leipzig.
1935 künstlerischer Leiter des Orchesters der kulturpolitischen Abteilung der NSDAP-Kreisleitung Leipzig.
Seit den 1930er Jahren Gastdirigent bei den Berliner Philharmonikern.
1936 Gastspiele in Südosteuropa sowie bei den Reichsmusiktagen 1938 in Düsseldorf und zum Tag der Deutschen Kunst in München.
Ab 1938 künstlerischer Leiter des GewandhausChors.
1943/44 Dirigat von Wagners "Meistersingern" bei den Bayreuther Festspielen.
1944 Aufnahme in die von Adolf Hitler genehmigte Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten Dirigenten, Bewahrung vor dem Kriegsdienst.
1945 Verlust des Leipziger Amtes wegen seiner NSDAP-Parteimitgliedschaft, 1948 als "nicht belastet" eingestuft.
1945 Musikalischer Oberleiter des Deutschen Nationaltheaters und damit der Staatskapelle Weimar.
Ab 1947 Generalmusikdirektor in Weimar.
Konzerttourneen durch alle Staaten Osteuropas, Finnland, die BRD und die Schweiz.
1949 Übernahme der Leitung des Rundfunk-Sinfonieorchesters Leipzig.
1953 Übernahme des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin.
1950-1954 für den Kulturbund Mitglied der 1. Volkskammer der DDR.
1951 Aufnahme als Mitglied in die Staatliche Kommission für Kunstangelegenheiten.

Werk

Uraufführungen (Auswahl):
1922 Te Deum von Walter Braunfels
1929 1. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch
1930 Das Dunkle Reich von Hans Pfitzner
1932 Mitte des Lebens, Kantate von Egon Wellesz

Diskographie (Auswahl):
Ludwig van Beethoven, 9. Sinfonie, RSO Berlin, 1950. Buzançais, Frankreich 2010
Ludwig van Beethoven, 4. Klavierkonzert, Peter Tschaikowski, Klavierkonzert Nr. 1, Branka Musulin und Günter Kootz (Klavier), RSO Leipzig, 1950. Buzançais, Frankreich 2010
Ludwig van Beethoven, Violinkonzert, RSO Berlin und David Oistrach (Violine), 1952/60. 2011
Johannes Brahms, Sinfonie Nr. 1/2/3/4, Ludwig van Beethoven, 9. Sinfonie, RSO Leipzig und Prag, 1942–1952, 3 CDs. Buzançais, Frankreich 2009
Anton Bruckner, 5. Sinfonie, RSO Leipzig, 1949. Berlin 1996
Anton Bruckner, 7. Sinfonie, Peter Tschaikowski, 6. Sinfonie, Suite Nr. 3, RSO Leipzig und Berlin, 1950–56. 2 CDs, Buzançais, Frankreich 2009
Anton Bruckner, 9. Sinfonie, RSO Leipzig, 1951. Berlin 1993
Joseph Haydn, Sinfonie Nr. 1, RSO Leipzig, 1949. Berlin 1997
Joseph Haydn, 88. Sinfonie und 97. Sinfonie, RSO Leipzig und Berlin, 1955/56. Berlin 1996
Franz Schubert, Sinfonie in h-Moll, Große Sinfonie in C-Dur, RSO Leipzig, 1949/50. Berlin 1993
Richard Strauss, Don Juan, Tod und Verklärung und Till Eulenspiegels lustige Streiche, RSO Leipzig, 1949–1950. Buzançais, Frankreich 2009
Peter Tschaikowski, Sinfonie Nr. 4, Robert Schumann, 4. Sinfonie, RSO Leipzig, 1951/56. Berlin 1993
Peter Tschaikowski, Sinfonie Nr. 6, RSO Leipzig, 1952. Berlin 1993
Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg, Orchester der Bayreuther Festspiele, 1943-1956. 2 CDs, Hamburg 2006
Richard Strauss, Festliches Präludium, Eugen d'Albert, Cellokonzert, Engelbert Humperdinck, Maurische Rhapsodie, Gewandhausorchester Leipzig, 1940–1945. Altenburg 2012
Die letzten Symphonien. Sinfonien von Mozart, Beethoven, Schubert, Schumann, Brahms, Bruckner und Tschaikowski, RSO Leipzig, Aufnahmen 1949–1956. 7 CDs, Hamburg 2006

Auszeichnungen

1935 Denkmünze in Gold der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit in Lübeck (gemeinsam mit Wilhelm Furtwängler)
1937 Komturkreuz des St.-Sava-Ordens
1946 Ernennungsurkunde des Thüringischen Staatsrats zur Anerkennung der außerordentlichen Verdienste um die Wiederbelebung der künstlerischen Tradition Weimars
1949 Nationalpreis der DDR für Kunst und Literatur, II. Klasse
1952 Ehrenmitglied der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin
1953 Ehrenbürger der Stadt Weimar
1953 Ehrensenator der Friedrich-Schiller-Universität Jena
1954 Vaterländischer Verdienstorden der DDR in Silber
Ehrenmitglied im Fachverband Deutscher Berufschorleiter