22.3.2017, 13 Uhr

„You Want Kilims, But I Do Films“: Eine neue Veranstaltungsreihe zur aktuellen Situation von Kunst- und Kulturschaffenden in der Türkei

Wir erleben aktuell eine Auszeit der Demokratie in der Türkei. Dieser Zustand betrifft alle Gesellschaftsschichten, spaltet aber auch die heterogene, in Deutschland lebende türkische Community. Mit der Reihe "You want Kilims, but I do Films" erklären wir uns solidarisch mit türkischen Künstlerinnen und Künstlern" – Arnold Dreyblatt, Ayşe Erkmen, Marcel Odenbach, Ulrike Rosenbach, Eran Schaerf, Hubertus von Amelunxen, Dorothee von Windheim – die Initiatoren.

Die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche in der Türkei haben die Arbeitsbedingungen für Kulturschaffende im Land maßgeblich verändert. Darauf reagiert die Sektion Bildende Kunst mit der neuen Veranstaltungsreihe „You Want Kilims, But I Do Films“.

In den monatlichen Veranstaltungen geben KünstlerInnen, JournalistInnen und WissenschaftlerInnen Einblicke in ihre aktuelle Praxis, berichten über die vorherrschenden Arbeitsbedingungen und gehen der Frage nach, was eine freie Meinungsäußerung für Kunst- und Kulturschaffende in der Türkei aktuell bedeutet.

Der Titel „You want Kilims, but I do Films“ geht zurück auf ein Zitat des kurdischstämmigen Regisseurs Atif Yilmaz (1925–2006), der damit die westlichen Erwartungen an Kulturschaffende aus dem Osten kommentierte.

 

Programm erstes Halbjahr 2017

2. April 2017: Ahmet Öğüt. The Silent University. Künstlergespräch. Moderation Solvej Helweg Ovesen. In englischer Sprache
The Silent University mit Standorten u. a. in London, Athen und Hamburg wurde 2012 von Ahmet Öğüt, bildender Künstler aus Diyarbakir, gegründet. Sie bildet eine autonome Plattform zum Wissensaustausch von und für Menschen mit Flüchtlingsstatus und Asylsuchende. Ziel ist es, akademisches Wissen zu reaktivieren, welches aufgrund des Aufenthaltsstatus nicht praktiziert werden kann - in Form von Vorträgen, Diskussionen u.a. Öğüt versteht auch sein Künstlerstudio als Ort des Nachdenkens und Experimentierens darüber, was Kunst ist, sein und schaffen kann. Moderation: Solvej Helweg Ovesen.

21. Mai 2017: Kazim Öz: Bir Varmış Bir Yokmuş (Once Upon A Time), 2014, 81 min. Türkisch/Kurdisch, Engl. UT, Im Anschluss Round Table mit Kazim Öz, Ayşe Erkmen, u.a.. In englischer Sprache

 

Bisherige Veranstaltungen

14. Januar 2017: Vortrag von Bernd Nicolai: „In Oriente Lux – Architekten-Exil in der Türkei 1933-1945“, Begrüßung Eran Schaerf (im Rahmen der Ausstellung UNCERTAIN STATES)
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde die Türkei Zufluchtsort für Deutsche. Bernd Nicolais Studien über das Architekten-Exil in der Türkei 1933-1945 offerieren einen Blick auf eine umgekehrte, historische Situation, in der die Türkei verfolgte Juden aufnahm und sich zu einem der wichtigsten Länder der Wissenschaftsemigration entwickelte, eine Emigration, die in der gesellschaftliche Modernisierung unter Präsident Atatürk mit einbezogen war und fast das gesamte Bildungswesen des Landes mit aufgebaut hat.

26. Februar 2017: Turgut Erçetin, Begrüßung und Gespräch: Arnold Dreyblatt. In Kooperation mit der Sektion Musik und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). In englischer Sprache
Turgut Erçetin, 1983 in Istanbul geboren, studierte Komposition und Musiktheorie bei Pieter Snapper, Kamran Ince und Michael Ellison am Istanbul Technical University Center for Advanced Music Studies (MIAM) und ab 2009 erst im Graduiertenprogramm mit Brian Ferneyhough und dann am Center for Computer Research in Music and Acoustics an der Stanford University in Kalifornien. Seine aktuellen Werke setzen sich mit verschiedenen Aspekten von Klang auseinander – nicht im Sinne von Klangfarbe, sondern im Sinne ihrer Funktionalität, die durch verschiedene Komplexitätsgrade infolge komponierter Akustik erfahrbar wird. Ein großer Teil seiner Forschungen und Arbeiten stehen daher in engen Zusammenhängen mit Psychoakustik und computergestützten kompositorischen Prozessen. Im Gespräch mit Arnold Dreyblatt, selbst Komponist und Musiker, hat Turgut Erçetin sein Werk vorgestellt.

17. März 2017: Emin Alper: Tepenin Ardı – Beyond the Hill, Film TR/GR 2012, 94 Min., OmeU. Anschl. Gespräch mit Emin Alper, Rüdiger Suchsland in englischer Sprache, eine Veranstaltung der Sektion Film/Medien.
Der Große Kunstpreis 2017 ging an den türkischen Filmemacher Emin Alper. In seinem Debütfilm Tepenin Ardı – Beyond the Hill, der 2012 im Forum der Berlinale ausgezeichnet wurde, beschreibt er anhand dreier Generationen, die zu einem Familientreffen in einer abgeschiedenen Bergwelt zusammenkommen, Männlichkeitsrituale, Konflikte zwischen Tradition und Moderne sowie eine Atmosphäre ständiger Paranoia, die alles überschattet. Die Parabel wird in großen Bildern entfaltet, die der Ästhetik des Western entlehnt sind. Gespräch mit Emin Alper, Moderation: Rüdiger Suchsland.

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