17.5.2017, 11 Uhr

Filme, Vorträge und Gespräche zu Kunst und Kultur in der Türkei

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „You Want Kilims, But I Do Films“ sind in den nächsten Monaten der Filmemacher Kazım Öz, die Anthropologin Banu Karaca und die Regisseurin Aslı Özarslan mit Filmvorführungen und Vorträgen zu Gast in der Akademie der Künste.

 

Sonntag, 21. Mai 2017: Once Upon a Time von Kazım Öz

Sonntag, 11. Juni 2017: Banu Karaca über die Freiheit des Ausdrucks, Zensur und Löschung

Dienstag, 4. Juli 2017: Dil Leyla von Aslı Özarslan

 

Sonntag, 21. Mai 2017: Once Upon a Time von Kazım Öz

Eine große und arme kurdische Familie reist, wie immer, von ihrer Heimatstadt Batman in die Nähe der Hauptstadt Ankara, um dort als Tagelöhner Salat anzubauen. Der Film gibt fast einen kompletten Vortrag zum Anbau eines Salats, angefangen von der Aussaat der Samen bis zum fertigen Salat - ein erstaunliches Werk über die Geschichte, den Kampf und die harte Arbeit, die hinter jedem Obst und Gemüse stecken.

Schätzungsweise eine Million Menschen in der Türkei arbeiten als Tagelöhner in der Landwirtschaft - eine Form großer Arbeitsausbeutung. Sie arbeiten ohne jegliche Versicherung und erhalten sehr niedrige Löhne. Die meisten von ihnen sind Kurden und obendrein minderjährig. Es ist Kunst gegen den harten Klassenkampf der fortdauert, gegen neue Arten des Kolonialismus und gegen Menschen, die von dem, was sie produzieren und verbrauchen, entfremdet sind. Kunst sollte weiterhin das Gewissen der Menschheit sein. – Kazım Öz

Im Anschluss findet ein Gespräch mit Kazım Öz, Ayşe Erkmen und Grit Lemke statt.

In Kooperation mit: taz.gazete

 

Sonntag, 11. Juni 2017: Banu Karaca über die Freiheit des Ausdrucks, Zensur und Löschung

Über die jüngste Niederschlagung der Meinungsfreiheit in der Türkei wurde viel geschrieben. Was oft übersehen wird, ist, wie Zensur funktioniert und wie sie sich verändert hat. Auf der Grundlage von Fallstudien, die seit mehr als einem Jahrzehnt gesammelt werden, erläutert Banu Karaca in ihrem Vortrag ausführlich die Zensurmodalitäten und die verschiedenen Akteure, die daran beteiligt sind. Sie skizziert außerdem, wie die Kunstfreiheit gesetzlich und diskursiv von der Politik und dem offiziellen Gedächtnisregime der Türkei eingeschränkt wird und untersucht künstlerische Strategien gegen die Zensur.

Banu Karaca ist Anthropologin, sie arbeitet an den Schnittstellen von politischer Anthropologie, Kunst und Ästhetik, Nationalismus und Kulturpolitik, Museen und Gedenkpraktiken. Derzeit ist sie Fellow von Europa im Nahen Osten – Der Nahe Osten in Europa (EUME) des Berliner Forum Transregionale Studien. Ihr Text "Decivilizing Art: Cultural Policy and Nationalism in Turkey and Germany" untersucht die Verankerung der Kunstwelt in staatlicher Gewalt. In ihrer aktuellen Forschung stellt Banu Karaca die Praxis der Kunstgeschichtsschreibung vor dem Hintergrund der Enteignungspolitik im späten Osmanischen Reich und zu Beginn der Türkischen Republik in den Mittelpunkt. Ihre jüngsten Veröffentlichungen ergründen die Meinungsfreiheit in den Künsten, die Visualisierung von geschlechtsspezifischen Erinnerungen an Krieg und politische Gewalt und visuelle Lese- und Schreibkompetenz. Sie ist Mitbegründerin von Siyah Bant, einer Forschungsplattform, die die Zensur in den Künsten in der Türkei dokumentiert.

In Kooperation mit: taz.gazete und ICI Berlin Institute for Cultural Inquiry

 

Dienstag, 4. Juli 2017: Dil Leyla von Aslı Özarslan

Leyla, eine junge Frau aus Deutschland, wird mit 26 Jahren die jüngste Bürgermeisterin der Türkei. Mit einem Rekordsieg gewinnt sie die Wahlen mit 81 % in Cizre. Eine Krisenregion und Kurdenhochburg an der syrisch-irakischen Grenze. Hier ist Leyla geboren. Als sie fünf Jahre alt ist, wird ihr Vater bei einem Gefecht mit dem türkischen Militär getötet. Sie fliehen. Nach über 20 Jahren kehrt sie in ihre Heimatstadt zurück. Ihr Ziel – die bürgerkriegszerstörte Stadt zu verschönern. Doch dann kommt alles anders. Die Parlamentswahlen in der Türkei stehen an und die Situation vor Ort spitzt sich radikal zu. Die Erinnerungen aus ihrer Kindheit holen sie ein.

2014 las ich einen kleinen Artikel über Leyla Imret. Eine junge Frau im selben Alter wie ich, entscheidet sich in die Heimatstadt ihrer Eltern zurückzukehren. Nachdem ich ihre Geschichte gelesen habe, wollte ich mehr über ihre Motivation und Ambitionen erfahren. Warum sie da war, warum in dieser Position und was sie mit der Stadt verbindet. Ich ging zur Recherche nach Cizre und wollte sie in der Stadt erleben. Hier sah ich sie in einem Alltag, den man so als Bürgermeisterin nicht kennt. In einer Stadt, die man nicht kennt. Und erfuhr von ihren Beweggründen. Ich wusste, ich muss einen Film machen. – Aslı Özarslan

Anschließend Gespräch mit Aslı Özarslan (Regisseurin) und Ebru Tasdemir (Journalistin).

Auf dem Portal taz.gazete finden Sie eine Besprechung des Film.

In Kooperation mit: taz.gazete

zurück zur Übersicht