LITERATUR UND POLITIK – EINE DEUTSCHE MESALLIANCE

22.11.2005
Pariser Platz

Die Akademie der Künste hat in diesem Jahr das Archiv des Journalisten und Schriftstellers Klaus Harpprecht übernommen: Dokumente aus einem Leben, das von zwei Passionen beherrscht war (und ist): Politik und Literatur. Vielmehr umgekehrt. In seiner Kindheit und während des Krieges war die Politik für ihn und seine Familie nichts als ein Verhängnis, also flüchtete er sich in die Musik und die Literatur. Spätestens bei der Heimkehr aus amerikanischer Gefangenschaft begriff er, daß die Politik eine Aufgabe ist, der sich kein junger Deutscher entziehen durfte, wenn er seine Lektion gelernt hatte. Von den journalistischen Anfängen an blieben die beiden Leidenschaften jahrzehntelang ineinander verflochten. In Amerika und vor allem in Frankreich konnte er erleben, daß die beiden keineswegs natürliche Feinde sind, wie es in Deutschland so oft zu sein schien, sondern natürliche Verbündete, manchmal auch leidenschaftliche Gegner. Zumal in Frankreich ist das eine nicht ohne das andere zu denken. Und selbst in Amerika publiziert ein Ex-Präsident (Jimmy Carter) Gedichte, die ihre eigene Qualität haben. Ist ein deutscher Bundeskanzler möglich, der Romane schreibt wie einst der britische Premier Disraeli? Fragen über Fragen, die nicht alle mit bitterem Ernst zu beantworten sind.