HÖRSTÜCK, PODIUMSGESPRÄCH

Culture Watch 02/06
Tschernobyl – die unbegriffene Katastrophe

25.4.2006
Hanseatenweg

Mit dem Reaktorunfall in Tschernobyl vor 20 Jahren hat ein neues Zeitalter begonnen. Paul Virilio bezeichnete ihn als „Unfall-Triptychon: ein Unfall der Substanz, ein Unfall des Wissens und ein Unfall des Bewusstseins“.

„Alles war anders geworden: der Begriff der Zeit genauso wie der Begriff des Todes“, erinnert sich Swetlana Alexijewitsch 2003 in dem Film „Unknown Quantity“ von Andrei Ujica. Sie hat versucht, das Unvorstellbare begreifbar zu machen. 1997 veröffentlichte die Journalistin Gespräche mit Menschen, die seit 1986 unter den Folgen des Reaktorunglücks von Tschernobyl leiden. „Unsere Bilder vom Schrecken beziehen sich auf Kriege. Doch in Tschernobyl stand alles in voller Blüte, die Pflanzen wuchsen weiter, die Vögel flogen wie immer und trotzdem merkten die Menschen, dass der Tod allgegenwärtig war, unsichtbar, unhörbar. Wir waren schon vorher vertraut mit Nachrichten von Krieg, Massakern und Naturkatastrophen. Doch das alles ist vorübergehend. Aber die Radioaktivität bleibt.“

Was haben wir nach 20 Jahren aus der Katastrophe gelernt? Uns davon nicht mehr beunruhigen zu lassen?

Hörstück
Gespräche mit Lebenden und Toten
Von Ulrich Gerhardt mit Texten von Swetlana Alexijewitsch, Bearbeitung: Frank Werner, Sprecher: Ilse Strambowski, Peter Gavajda, Viola Morlinghaus, Konstantin Graudus, SR 1998, Der Hörverlag (Auszüge: 40 Min.)

Podiumsgespräch mit
Swetlana Alexijewitsch, Autorin und Journalistin, Minsk/Weißrussland
Andrei Ujica, Professor am Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM), Karlsruhe
Moderation: Erhard Stölting, Professor für Soziologie, Universität Potsdam

Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Forum Goethe-Institut,im Rahmen von Tschernobyl + 20 und mit freundlicher Unterstützung von Lettre International und Europäische Ost-West-Akademie für Kultur und Medien e.V.