PODIUMSDISKUSSION

DER DOPPELTE BENN:
Dichter und Zeitzeuge

18.11.2006
Pariser Platz


„Die schönsten Verse der Menschen / - nun finden Sie schon einen Reim! - / sind die Gottfried Bennschen.“ So machte sich der Dichter Peter Rühmkorf seinen Reim auf den Dichter Gottfried Benn, einem der einflußreichsten Erneuerer deutschsprachiger Lyrik im 20. Jahrhundert. Ob frühe Provokation oder spätes Parlando: Zeit seines Lebens stand sein poetisches Verfahren ganz im Zeichen der Moderne. Der avancierte Verseschmied mischte sich seit 1928 immer häufiger mit Essays, Feuilletons und Rundfunkbeiträgen in das kulturbetriebliche Tagesgeschehen ein. Bis heute umstritten ist seine Rolle bei der Gleichschaltung der Akademie der Künste, dessen Mitglied er seit 1932 war. War sein kurzes, aber unverhohlenes Bekenntnis zum Nationalsozialismus ein politischer Irrtum, oder gibt es dafür auch Anhaltspunkte in seinem literarischen Werk? Kann man den Dichter Benn vom Zeitzeugen Benn trennen? – Am Ende des Benn-Jahres ist es Zeit für einige grundlegende Fragen.