BUCHPREMIERE

WOLF LEPENIES
"Kultur und Politik.
Deutsche Geschichten"

30.8.2006
Pariser Platz


Das Primat der Kultur gegenüber der Politik hat im deutschen Selbstverständnis und in der Unterscheidung nach außen lange eine bestimmende Rolle gespielt. Bis in die zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein betonten Thomas Mann und Gottfried Benn die besondere kulturelle Identität Deutschlands auch im Unterschied zu den westlichen Nachbarn.
Wolf Lepenies geht in seinem Buch dem in Deutschland so prekären Verhältnis von Kultur und Politik zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert nach, von der Romantik über die Kulturanmaßung des Nationalsozialismus, der deutsch-deutschen Nachkriegsentwicklung bis zu 1989 und danach. Und das Buch handelt auch von der Anziehungskraft, die von der deutschen Überhöhung und Überschätzung der Kultur auf andere Nationen wie Frankreich oder die USA ausging.
Dem Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels von 2006 ist auch mit diesem Buch wieder ein großes, besonderes Werk gelungen: kenntnisreich, streng in der Argumentation und gleichzeitig höchst anschaulich in der Darlegung.