18.5.2012, 16 Uhr

Die Akademie der Künste trauert um Dietrich Fischer-Dieskau

Heute ist kurz vor Vollendung seines 87. Lebensjahres unser Mitglied, der Sänger, Dirigent und Musikschriftsteller Dietrich Fischer-Dieskau verstorben. Überragend ist seine Bedeutung für das deutsche Lied, aber auch für die neue Musik, und seine Interpretationen der großen Rollen der Operngeschichte haben die Gesangskultur maßgeblich geprägt.

Als der junge lyrische Bariton 1948 erstmals Franz Schuberts „Winterreise“ für den RIAS sang, war dies der Beginn einer außergewöhnlichen Karriere. Noch im gleichen Jahr sang er in seiner Heimatstadt Berlin an der Städtischen (seit 1961 Deutschen) Oper. Seit 1949 folgten Auslandsgastspiele in Großbritannien, der Schweiz, Frankreich, Italien und den Niederlanden. 1950 debütierte er an der Mailänder Scala, 1951 sang er bei den Salzburger Festspielen unter der Leitung von Wilhelm Furtwängler die „Lieder eines fahrenden Gesellen“ von Gustav Mahler und debütierte im gleichen Jahr in Edinburgh mit Liedern von Johannes Brahms. Seit 1954 war er ständiger Gast in Bayreuth. Bereits 1956 gehörte er zu den ersten Mitgliedern der nach dem Krieg neu konstituierten Akademie der Künste im Westteil Berlins, zuerst bis 1978 der Abteilung Darstellende Kunst, dann der Abteilung Musik. 1962 wirkte er im Rahmen der Einweihung der neuen Kathedrale von Coventry bei der Uraufführung des „War Requiem“ von Benjamin Britten mit. Seit 1982 war er Professor für Gesang an der Hochschule der Künste, Berlin (heute Universität der Künste) und setzte seine Lehrtätigkeit im In- und Ausland auch fort, nachdem er 1993 seine Konzerttätigkeit eingestellt hatte. In seinen zahlreichen Publikationen befasste er sich vor allem mit Fragen der Musikrezeption und mit dem Leben großer Komponisten. Unter den zahlreichen Ehrungen seien nur die Mitgliedschaft im Orden Pour le Mérite und der Praemium Imperiale genannt.

Von Klaus Staeck, Präsident der Akademie der Künste

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