13.4.2015, 17 Uhr

Akademie der Künste trauert um Günter Grass

Der Literaturnobelpreisträger ist am 13. April 2015 im Alter von 87 Jahren in Lübeck gestorben.

Seit 1963 war Günter Grass Mitglied der Akademie der Künste und von 1983-86 deren Präsident. Aufgrund der Kontroverse um eine Solidaritätsveranstaltung für Salman Rushdie trat er 1989 aus der Akademie aus. 1998 wurde er erneut Mitglied der Sektion Literatur.


Mit Günter Grass verliert die Welt der Literatur einen wortmächtigen Autor und unsere Republik einen ihrer streitbarsten Mitbürger. Wenn er die Demokratie in Gefahr sah, ging er keiner notwendigen Auseinandersetzung aus dem Wege. Ich persönlich verliere in ihm einen Freund mit Haltung, auf den man sich sowohl politisch als auch ganz praktisch stets verlassen konnte. Nicht nur ich werde ihn vermissen in einer Zeit, in der sich viele auf den Weg in eine Biedermeier-Idylle machen. Für ihn war die Politik kein feindliches Gelände, sondern Einmischung in eigene Angelegenheiten die erste Bürgerpflicht. Er hat den Glauben an die Aufklärung und die Veränderbarkeit der Zustände bis zum Schluss nicht aufgegeben.
(Klaus Staeck)


Es gibt wenige Menschen, die so viel schaffen, so viel bewirken und an andere weitergeben konnten wie er. Ich bin dagegen, dass Günter Grass tot sein soll. Ich bin nicht bereit, das zu akzeptieren. Ich kann jetzt auch nicht alles aufzählen, um das zu begründen, seine Bücher, sein Vorlesen, seine Zwischenrufe, seine Einladungen, überhaupt sein Interesse an den anderen. Ich kann und möchte das nicht missen. Es gibt viele Möglichkeiten, gegen diesen Tod zu protestieren. Und sei es dadurch, seine Bücher zu lesen.
(Ingo Schulze)

Günter Grass war der Akademie der Künste vielfach verbunden – nicht nur als ihr Präsident und Mitglied.
1978 stiftete er den Alfred-Döblin-Preis und schenkte später sein Haus in Wewelsfleth dem Land Berlin; das „Alfred-Döblin-Haus“ kann von Schriftstellern zum Arbeitsaufenthalt genutzt werden. Die Jury sowie die Auswahl der Wewelsfleth-Stipendiaten werden von der Akademie der Künste bestimmt.
Das Günter Grass Archiv stellt einen bedeutenden Bestandteil des Literaturarchivs der Akademie der Künste dar. Es beherbergt u.a. Manuskripte, Arbeitspläne, Korrespondenzen zur Danziger Trilogie – Die Blechtrommel, Katz und Maus und Hundejahre – sowie zum politischen Autor Grass und seinem Anteil an den Wahlkämpfen.
Im Jahre 1992 gründete Günter Grass die Daniel-Chodowiecki-Stiftung. Ihr Ziel ist die Förderung der deutsch-polnischen Kulturbeziehungen, insbesondere durch die Pflege der Zusammenarbeit zwischen Künstlern aus Polen und Deutschland. Die Stiftung mit Sitz in der Akademie der Künste vergibt den Daniel-Chodowiecki-Preis für polnische Zeichnung und Grafik.


Klaus Staeck
Präsident der Akademie der Künste


Ingo Schulze
Direktor der Sektion Literatur

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