6.5.2015, 17 Uhr

Klaus Staeck mit dem August-Bebel-Preis geehrt

Laudatio von Christina Rau, Reden von Klaus Staeck und Wolfgang Thierse

Wolfgang Thierse übergibt den August-Bebel-Preis an Klaus Staeck. Foto Manfred Mayer

Klaus Staeck, Künstler und Präsident der Akademie der Künste, ist der Träger des August-Bebel-Preises 2015 – auch, weil „seine Plakate in das kollektive Gedächtnis“ des Landes eingegangen seien, wie die Laudatorin Christina Rau am 4. Mai 2015 im Willy-Brandt-Haus sagte. Neben Staeck gehörte der Abend einem zweiten großen Künstler: Günter Grass hatte einst den Preis ins Leben gerufen.
Die Preisverleihung im Berliner Willy-Brandt-Haus war zugleich eine Erinnerung an den verstorbenen Schriftsteller Günter Grass, den Gründer der August-Bebel-Stiftung und Initiator des Preises.
In „mittlerem Furor“ habe Günter Grass vor einigen Jahren sein Büro betreten und gegen die Geschichtsvergessenheit gewettert, erzählt Sigmar Gabriel bei der Preisverleihung. Als Grass das Büro wieder verließ, hatte er den SPD-Chef vom August-Bebel-Preis überzeugt. Alle zwei Jahre wird er vergeben. Der Preis erinnert an August Bebel und sein Engagement für Demokratie und soziale Gerechtigkeit und zeichnet Persönlichkeiten aus, die sich in seinem Sinne engagieren. Eine solche Persönlichkeit ist Klaus Staeck, der diesjährige Preisträger. Ein Einmischer wie die Politik sie brauche, so SPD-Chef Gabriel. Sie agierten „jenseits der Komfortzone ironischer Unverbindlichkeit.“

Nach dem Philosophen Oskar Negt und dem Journalisten Günter Wallraff ist der Künstler Klaus Staeck der dritte Träger des Bebel-Preises. Günter Grass hatte in der Vergangenheit die Preisverleihung eröffnet. Jetzt erinnerte ein Foto auf der Bühne an den großen Schriftsteller, ein Bild, das Jim Rakete von ihm gemacht hatte. Die Schriftstellerin Eva Menasse las Gedichte von Grass. Wir müssten uns „trösten, mit den Texten, die bleiben“, so Menasse. Bleiben wird auch der von Grass initiierte Bebel-Preis. Dafür, dass er in diesem Jahr an Klaus Staeck geht, ist er mitverantwortlich. Grass war bis zuletzt aktiv an der Auswahl des Preisträgers beteiligt.

Klaus Staeck der politische Künstler. Klaus Staeck der Sozialdemokrat. „Er engagiert sich für seine Überzeugungen und will andere überzeugen“, sagt Christina Rau, die Witwe des früheren Bundespräsidenten Johannes Rau, in ihrer Laudatio. Er rede mit vielen, lade zum Gespräch, sagt sie, aber „er redet niemandem nach dem Mund und will sich nicht vereinnahmen lassen.“ Seine Plakate, so Rau, seien in das kollektive Gedächtnis der Bundesrepublik eingegangen. Etwa jenes ironische Plakat, das Staeck zur Bundestagswahl 1972 plakatiert. „Deutsche Arbeiter! Die SPD will Euch Eure Villen im Tessin wegnehmen“ stand darauf.

„nie mehr amazon“ steht auf einem seiner aktuelleren Plakate. Staeck ist ein engagierter Kämpfer für Demokratie und Gerechtigkeit, gegen Umweltverschmutzung, Fremdenhass und die Auswüchse des Kapitalismus. Dabei macht er auf Missstände aufmerksam, prangert sie an mit seiner Kunst. „Klaus Staeck will die Dinge verändern. Er will nicht recht haben, sondern Recht bekommen“, so Rau.

„Einmischung ist die erste Bürgerpflicht“, sagt Klaus Staeck in seiner Dankesrede. Der 77-Jährige sagt auch, dass er vor mehr als 50 Jahren in die SPD eingetreten ist, am 1. April 1960. „Ich wollte mitverantwortlich sein, nicht nur am Wegesrand stehen“, erklärt er. Der Bebel-Preis ehre ihn.
„Im Namen von August Bebel für die Sozialdemokratie in die Pflicht genommen zu werden, schützt vor Resignation“, sagt Staeck, und weiter: „Mit unpolitischen Menschen kann man am Ende alles machen.“ Nichts, was dem Künstler Staeck passieren könnte.


(aus: VORWÄRTS, 5.5.2015)

 

Rede von Christina Rau (Text als pdf-Download)

Rede von Klaus Staeck (Text als pdf-Download)

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