9.11.2006

Übernahme des Michael-Gielen-Archivs durch die Akademie der Künste

Der deutsch-österreichische Dirigent und Komponist Michael Gielen hat sein Archiv der Akademie der Künste, Berlin, als Schenkung übergeben. 1927 in Dresden als Sohn des Regisseurs und späteren Burgtheaterdirektors Josef Gielen geboren, erhielt Michael Gielen seine musikalische Ausbildung am Exilort seiner Familie, Buenos Aires, und komplettierte seine Kompositionsstudien bei Josef Polnauer in Wien. Nach seinen Anfängen als Korrepetitor und Assistent Erich Kleibers am Teatro Colón arbeitete Gielen ab 1950 an der Wiener Staatsoper.

Michael Gielen hat sich ebenso als Opern- wie als Konzertdirigent einen Namen gemacht. Er war Chefdirigent der Opern in Stockholm und Amsterdam sowie des belgischen Nationalorchesters. Seine Zeit als Generalmusikdirektor der Oper Frankfurt/Main, 1977-1987, ist bis heute durch ihre beispiellos moderne Sicht auf das Musiktheater als „Ära Gielen“ ein fester Begriff. Seit er 1965 die triumphale Uraufführung von Bernd Alois Zimmermanns Oper Die Soldaten leitete, gilt er international als Kapazität auf dem Gebiet der Neuen Musik. 1974 dirigierte er die Straub-Huillet-Verfilmung von Schönbergs Oper Moses und Aron. 1978 wurde er Erster Gastdirigent des BBC Symphony Orchestra in London, 1980 Musikdirektor des Cincinnati Symphony Orchestra. 1986-1999 war Gielen Chefdirigent des SWR-Sinfonieorchesters, dem er weiterhin als Gastdirigent verbunden blieb. Seit 1999 ist er erster Gastdirigent der Staatsoper Unter den Linden.

Unter seinen Kompositionen sind insbesondere die Variationen für Streichquartett (1949), das Melodram die glocken sind auf falscher spur (1970), das Streichquartett Un vieux souvenir (1983) und das Ensemblestück Pflicht und Neigung (1988) zu erwähnen.

Gielens Archiv beinhaltet zahlreiche Manuskripte eigener Werke, Studienaufzeichnungen, annotierte Dirigierpartituren, Unterlagen zu seinen Engagements, persönliche Dokumente, Korrespondenz mit zahlreichen Komponisten und Musikern, Fotos, Programmhefte sowie einen Teil des Nachlasses seines Vaters Josef Gielen. Im Musikarchiv der Akademie der Künste ergänzt es die Nachlässe von Ferenc Fricsay, Ferdinand Leitner und Hermann Scherchen um einen weiteren bedeutenden Dirigentenbestand.

Am 15. November 2006, 20 Uhr, wird das Michael-Gielen-Archiv in der Akademie der Künste am Pariser Platz vorgestellt.

Die Laudatio hält Gerhard R. Koch. Michael Gielen wird persönlich über seine Arbeit als Dirigent und Komponist berichten und danach aus seiner Autobiographie lesen. Zum Abschluß des Abends wird der Film "Wer ist Michael Gielen?" uraufgeführt.

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