26.7.2006

Ausstellungsankündigung „Johannes Heesters – Auf den Spuren eines Phänomens“

Laufzeit: 25. August bis 22. Oktober 2006
Ort: Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Halle 3, Berlin-Tiergarten
Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 11 bis 20 Uhr; Eintritt € 5,-/€ 3,-
Führungen: jeweils sonntags, 15 Uhr,  € 3,-  zzgl. Eintritt
www.adk.de/heesters

Presse-Vorbesichtigung: Dienstag, 22. August 2006, 11 Uhr
Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 24. August, 20 Uhr
Mit Johannes Heesters und dem Salon Orchester Berlin
Eintritt € 8,-/€ 5.-

Das Archiv der Akademie der Künste hat unter der Präsidentschaft von Adolf Muschg im Juni 2004 mit der Schenkung des Archivs von Johannes Heesters die Aufgabe übernommen, es aufzuarbeiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Noch zu seinen Lebzeiten zeigt es jetzt umfangreiche Materialien zu einem der beliebtesten Unterhaltungskünstler des 20. Jahrhunderts, der in seiner nunmehr 86jährigen Bühnenlaufbahn in den Niederlanden, Österreich, im Dritten Reich, der Bundesrepublik und auch der DDR ein gefeierter Star war. Als Sänger, Schauspieler und Entertainer beherrschte er ein breites Spektrum: Sprechtheater, Stummfilm, Operette, Musical, Film und Fernsehen; sein Lebenslauf spiegelt die Unterhaltungskultur und die wechselhafte Geschichte des 20. Jahrhunderts wider. Der 1903 im niederländischen Amersfoort geborene Heesters stieg nach seinem Debüt 1921 schnell zum beliebten Operettentenor in Holland und Belgien auf. Seine außergewöhnliche Karriere führte ihn danach über Wien 1935 ins nationalsozialistische Deutschland, wo er – nach der Vertreibung zahlreicher jüdischer Künstler – u. a. als von Hitler hochgeschätzter Danilo in der Lehár-Operette Die lustige Witwe Triumphe feierte und auch zum Filmstar avancierte. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere brillierte er an der Seite von Martha Eggert, Brigitte Horney und Marika Rökk in Filmen wie Hofkonzert (1936), Hallo Janine (1939), Immer nur Du (1941) und Illusion (1941). Filmschlager wie Man müßte Klavier spielen können, Ich brauche keine Millionen oder Ich werde jede Nacht von Ihnen träumen sind bis heute Evergreens, auch wenn viele dem nationalsozialistischen Unterhaltungsfilm entstammen. Nach 1945 war er auf der Operetten- und Schauspielbühne und im Film allgegenwärtig. Ende der fünfziger Jahre kam das Medium Fernsehen hinzu, in dem er als einer der ersten Showmaster überzeugte. In Altersrollen wie Flatows Ein gesegnetes Alter (1996-2001) oder Tschechows Kirschgarten (2002) kehrte er zum Sprechtheater zurück.
Die erste Ausstellung über Heesters überhaupt begibt sich auf die Spuren dieses Phänomens. Mit einzigartigen Dokumenten – Fotos, Rollenbüchern, persönlichen Notizen, Briefen sowie zahlreichen Film- und Tonbeispielen – werden sein Lebensweg und seine Karriere vor dem Hintergrund von fast 100 Jahren politischer und Unterhaltungsgeschichte nachgezeichnet. Ein gesonderter Komplex beschäftigt sich mit dem Verhältnis Johannes Heesters zu den Nationalsozialisten. 

Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um Breker sei angemerkt, daß Heesters’ Rollenbild – prototypisch beim Grafen Danilo in der „Lustigen Witwe“ –  als eleganter Bonvivant und Frauenhelden das genaue Gegenbild des wehrhaft-deutschen Mannes der nationalsozialistischen Ideologie darstellte und daß er nie an Propagandafilmen o. ä. mitwirkte. Ungeachtet dessen war Heesters Wirken Teil der nationalsozialistischen Unterhaltungskultur, die von den wahren Absichten, wie sie sich in Krieg und Vernichtung realisierten, ablenken sollte. Auch dieses, ebenso wie die Vertreibung der jüdischen Künstler 1933, die den schnellen Aufstieg des 1935 nach Deutschland gekommenen Heesters 1935 ermöglichte, thematisiert die Ausstellung. Die meisten biographischen Archivausstellungen in der Akademie der Künste stellen, wie jüngst über Edgar Hilsenrath und demnächst zu Walter Benjamin, Emigrantenschicksale dar – die Emigration bildet einen Sammelschwerpunkt des Akademie-Archivs. Doch werden auch Biographien der in Deutschland Gebliebenen vorgestellt, wie Anfang 2005 bei Bernhard Minetti, und dabei Verbindungen zum Nationalsozialismus als Teil der Lebensläufe mit dargestellt.

Zum Aufbau der Ausstellung

Begleitend zur Ausstellung finden in der Akademie der Künste mehrere Veranstaltungen und in der Urania eine Filmreihe statt:

Begleitveranstaltungen zur Ausstellung in der Akademie der Künste
 
Sonntag, 10. September,
Volker Klotz, Operette in der Nazizeit, Vortrag mit Musikbeispielen
Eintritt € 5,-/ermäßigt € 3,-

Sonntag, 24. September
Ingo Schiweck,  „Laß dich überraschen …“, Niederländische Unterhaltungskünstler in Deutschland, Vortrag mit Film- und Musikbeispielen
Eintritt € 5,-/ermäßigt € 3,-
 
Sonntag, 8. Oktober
Mit den Wölfen geheult
Von leichter Muse in schwerer Zeit – Unterhaltung und Kabarett im Dritten Reich
mit Judy Winter, Dietmar Schönherr (angefragt), Volker Kühn
Eintritt € 8,-/ermäßigt € 5,-
 
jeweils 11.00 Uhr
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Berlin-Tiergarten, Foyer
 
Filmreihe in der Urania

Montag, 28. August, 17.00 Uhr, „Der Bettelstudent"
Montag, 4. September, 17.00 Uhr, „Immer nur Du"
Montag, 11. September, 17.00 Uhr, „Illusion"
Montag, 18. September, 17.00 Uhr, „Bel ami"

An der Urania 17
10787 Berlin
Tel. (030) 218 90 91
www.urania-berlin.de
kontakt@urania-berlin.de

Druckversion