29.6.2004

Hans Schweikart-Archiv in der Akademie der Künste

Die Stiftung Archiv der Akademie der Künste erhielt aus der Hand seines Sohnes Andreas Nicolaus Schweikart den künstlerischen Nachlass des Bühnen- und Filmregisseurs, Intendanten, Schauspielers und Autors Hans Schweikart. 1895 in Berlin geboren, gehörte Schweikart zwischen 1918 und 1923 zum Ensemble Max Reinhardts am Berliner Deutschen Theater. Ab 1923 arbeitete er in München, zunächst als Schauspieler und Regisseur im berühmten Ensemble von Otto Falckenbergs Münchner Kammerspielen. Später inszenierte er als Oberspielleiter des Bayerischen Staatsschauspiels einen legendären Shakespeare-Zyklus. Auch als erfolgreicher Autor von Drehbüchern, Romanen und gehobenen Gesellschaftsstücken machte er sich einen Namen. Zwischen 1938 und 1942 arbeitete er als Produktionschef und Regisseur der Bavaria-Filmgesellschaft in München. Schweikarts Filmnovelle Es wird schon nicht so schlimm entsprang der erfolgreichste deutsche "Trümmerfilm" Ehe im Schatten (DEFA 1947/Regie: Kurt Maetzig), der mehr als zehn Millionen Zuschauer erreichte.
Als Nachfolger Erich Engels war er von 1947 bis 1963 Intendant der Münchner Kammer­spiele, die er mit ihrem hervorragenden Ensemble zu einer der ersten Bühnen der Bundes­republik machte. Fritz Kortner bot er nach dessen Rückkehr nach Deutschland die erste Regie-Gelegenheit, der elf weitere Inszenierungen folgten. Zu seinen Schauspielern gehörten u.a. Maria Nicklisch, Maria Wimmer, Erich Ponto, Therese Giehse, Peter Lühr.
Schweikart inszenierte vor allem Gegenwartsstücke, u.a. von Dürrenmatt und Brecht und die internationalen Dramatiker seiner Zeit (Albee, Miller, Giraudoux, Camus). Sein Stil wurde als unprätentiös, unverlogen und "erhellend" beschrieben; er selbst sprach von "psycho­logischem Realismus", dem oft eine reizvolle lyrische Signatur anhaftete.
Von 1963 bis zu seinem Tode 1975 arbeitete er in München und Berlin und wurde mit seinen Inszenierungen dreimal zum Berliner Theatertreffen eingeladen.

Aus dem Nachlassbestand sind neben Druckschriften, Fotos, Regie- und Rollenbüchern vor allem Tagebücher sowie zwei Kassetten mit Briefen hervorzuheben, die Schweikart zu seinem 60. Geburtstag 1955 erhielt und die mit jeweils sehr persönlichen und inhaltsreichen Schreiben ein Who-is-who des deutschen Theaters und seiner Autoren darstellen.

Das Hans Schweikart-Archiv ergänzt in idealer Weise die Theaterarchive der Berliner Akademie der Künste aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, u.a. von Boleslaw Barlog, Hans-Christian Blech, Harry Buckwitz, Käthe Braun, Ferdinand Bruckner, Ernst Deutsch, Tilla Durieux, Erich Engel, Joana Maria Gorvin, O. E. Hasse, Heinz Hilpert, Werner Hinz, Johanna Hofer, Brigitte Horney, Fritz Kortner, Kate Kühl, Ernst Legal, Hans Lietzau, Theo Lingen, Leopold Lindtberg, Kurt Meisel, Bernhard Minetti, Erwin Piscator, Willi Schmidt, Leonard Steckel und Maria Wimmer.

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