4.5.2004

Schauspieler zu Gast: Angela Winkler

Ein Dokumentarfilm von Christoph Rüter

Uraufführung in der Reihe "Schauspieler zu Gast"
Sonnabend, 8. Mai 2004, 19.00 Uhr
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Berlin-Tiergarten, Studio
in Kooperation mit ARTE/WDR/3sat

Angela Winkler tritt auf …, singt
Sabine Rollberg, ARTE-Beauftragte des WDR, spricht zur Begrüßung

Angela Winkler wurde am 22. Januar 2004 sechzig Jahre alt. Diese Information ruft bei den meisten Menschen, die sie kennen, ungläubiges Staunen hervor. Diese große, ewig junge Kindsfrau und Schauspielerin soll angeblich auch älter werden - man glaubt es kaum.
Anläßlich dieses runden Geburtstags entstand im Auftrag von ARTE ein Film über Angela Winkler. Christoph Rüter hatte die Schauspielerin bei den Dreharbeiten zu dem Film "L’Homme de passage – Der Regisseur Klaus Michael Grüber" (ARTE, 1999) kennengelernt.
Angela Winkler ist eine der wenigen deutschen Schauspielerinnen, die in Frankreich einen Namen haben, vor allem durch ihre Filme mit Schlöndorff ("Die Blechtrommel" gewann 1979 die goldene Palme in Cannes und den Oscar), sowie durch viele Gastspiele (Grüber, Zadek) in Paris, inklusive eines Liederabends im Odeon. Sie selber lebt schon seit vielen Jahren mit ihrem Mann, dem Bildhauer Wigand Witting, und ihren 4 Kindern in einem Haus in der Bretagne und am Schiffbauerdamm in Berlin.
Zur Zeit spielt sie die Hauptrolle in "Mutter Courage und ihre Kinder" am Deutschen Theater Berlin, eine sehr umstrittene, aber erfolgreiche Produktion, die von Peter Zadek in Szene gesetzt wurde. Zadek hat seit 1991 mit Angela Winkler in den Inszenierungen "Ivanov", "Der Kirschgarten", "Hamlet", "Rosmersholm" und zuletzt "Die Nacht des Leguan" – Produktionen, die am Wiener Burgtheater und bei den Wiener Festspielen entstanden sind – zusammengearbeitet
Mitte November 2003 begannen die Proben für "Peer Gynt" mit Zadek am Berliner Ensemble. Premiere war am 8. April und Angela Winkler (in der Rolle der Aase) wurde von der Kritik und vom Publikum enthusiastisch gefeiert.
Angela Winkler ist die Schauspielerin ihrer Generation in Deutschland. Sie ist zeitlos – spielt mit 58 Jahren Hamlet – irritierend, verwirrend; sie entzieht sich rationalen Zumutungen, verschwindet gelegentlich für 5 Jahre aufs Land, um sich um ihre Familie zu kümmern und Kinder in die Welt zu setzen, kommt dann wieder, macht Filme und Theaterstücke, die oft Kult werden, wie "Sechs Personen suchen einen Autor", Regie Klaus Michael Grüber (1981), oder "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" (1975), Regie Margarethe von Trotta/Volker Schlöndorff oder "Hamlet" (1999).
Sie strahlt auf der Bühne eine enorme Freiheit aus. Nie hat man das Gefühl, daß sie spielt, alles wirkt leicht und schwebend, bis plötzlich Ausbrüche kommen wie im "Kirschgarten" (1996), die in ihrer archaischen Wucht den Zuschauer ins Mark treffen.
Sie ist die einzige Schauspielerin, die es wagte, die Schaubühne zu verlassen, als diese noch das Mekka der deutschen Theater war, weil sie sich dort eingeengt fühlte. Später kam sie gelegentlich als Gast zurück, wie zu der Grüber-Produktion "Prometheus Gefesselt" (1986).

Der Film "Einfach und stolz" zeigt die zwei Welten der Angela Winkler, zum einen die intensive Arbeit an der "Mutter Courage und ihre Kinder" (Christoph Rüter begleitete Angela Winkler vom 1. Probentag Ende März bis zur Premiere im Juni 2003) – zum anderen die nicht weniger intensive Lebensweise auf dem Lande, die Arbeit an ihrem neuen Haus in der Bretagne, das sie gemeinsam mit ihrem Mann und den Kindern restauriert und aufbaut. Hier lädt Angela Winkler ihre Akkus auf – nicht, indem sie faul am Meer liegt, sondern permanent im Haus und in ihrem geliebten Garten werkelt. Sie lebt das Leben einer Bäuerin auf dem Lande. Mit Wigand Witting hat sie in den letzten 30 Jahren mindestens 6 Häuserruinen in Italien, Deutschland und Frankreich wiederaufgebaut. Das Haus am Meer in der Bretagne soll aber nun das letzte sein.

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