13.4.2004

Regisseure: Achim Freyer. Eine Reise auf der Stelle in Stationen

Eine Reise auf der Stelle in Stationen

Sonnabend, 17. April 2004, Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Studio

Der Regisseur, Maler und Bühnenbildner Achim Freyer stellt in einem mehrteiligen Vortrag seine fünfzigjährige künstlerische Arbeit am Theater und in der bildenden Kunst vor. Der Meisterschüler von Bertolt Brecht, geboren 1934, etabliert in seinen Aufführungen die szenische Visualisierung als eine eigenständige Komposition, die gleichberechtigt neben Musik und Text steht. Seine opulente und zugleich strenge, reduzierte Bild-Welt hat eine eigene Ikonografie, in der der Tod und seine Symbole eine zentrale Rolle spielen. Für seine Theaterarbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u.a. 1999 die Goldmedaille für seine Retrospektive auf der Quadriennale in Prag und den Preis des Internationalen Theaterinstituts zum Welttheatertag. Seine Malerei und Skulptur stellte er z.B. auf der documenta in Kassel (1977, 1987) und in Einzelausstellungen u.a. in Berlin, Brüssel, Florenz, Frankfurt, Madrid, München, Paris, Venedig und Wien aus.

Achim Freyer spricht über sein Lebenswerk
15.30 Uhr: WERDE GANG, Vortrag 1
anschließend öffentliche Probe zu: "For Three Hands" (Morton Feldman)
17.30 Uhr EROS UND THANATOS, Vortrag 2
19.30 Uhr MACHT UND WIDERSTAND, Vortrag 3
anschließend ORCHESTERSTÜCK, eine Aufführung des Freyer-Ensembles
21.30 Uhr MENSCH UND GOTT, Vortrag 4
anschließend Gespräch mit Matthias Lilienthal

Achim Freyer präsentiert sein opulentes Lebenswerk, indem er es den zentralen Themen seines Schaffens zuordnet: Liebe und Tod, Macht und Gewalt sowie das Verhältnis des Menschen zum Transzendentalen und die Vorstellungen vom Göttlichen.
Anhand eines rasanten Wechsels der Fotos von Theater- und Opernaufführungen, von den wichtigen Phasen seiner Malerei, Zeichnungen, Plastiken und Inszenierungsausschnitten spricht Achim Freyer über seine Gedanken zu Kunst und Theater. Dabei soll die Darbietung Freyers im Bühnenbild des später folgenden Stückes "Orchesterstück" selbst einen spielerischen bzw. theatralischen Charakter bekommen. Wie bei einer Probe im Theater, ähnlich auch einer Performance, soll in einem fließenden Ablauf – Fragen und Mitwirkung des Publikums sind erwünscht – der Abend lebendig und spontan gestaltet werden.
Der Nachmittag beginnt mit einer Werkschau der frühen Zeichnungen und Bilder: strenge grafische Bilder und daneben zarte, nahezu impressionistische Zeichnungen. Im Anschluss daran zeigt Freyer einige Beispiele aus den frühen Theaterarbeiten nach seinem Weggang aus der DDR. Durchbrochen wird der Vortrag von einer öffentlichen Probe des Stückes "For Three Hands" von Morton Feldman mit dem Freyer-Ensemble, welches in der Kunsthalle Bonn im September 2004 Premiere haben wird. Freyer zeigt, wie er mit wenigen Strichen in einem einfachen weißen Raum und mit ein paar Stangen eine szenische Vision entwickelt.
Im zweiten Teil "Eros und Thanatos" stellt Freyer einige seiner Operninszenierungen vor. Die Ambi-valenz der Geschlechterspannung erhält in Freyers Inszenierungen eine politische und gesellschaft-liche Dimension. In seiner Bildsprache, anknüpfend an die klassische Moderne, führt er diese fort.
Von den gesellschaftlichen Fragestellungen in Freyers Aufführungen handelt der dritte Teil. Macht und Machtmissbrauch, Ohnmacht und Widerstand der Schwachen gegen die Mächtigen – u.a. zeigt Freyer seine szenische Fassung der Trilogie von Philip Glass "Satyagraha", "Echnaton" und "Einstein on the Beach" an der Stuttgarter Staatsoper.
Das "Orchesterstück", eine Produktion des Freyer-Ensembles, wird live aufgeführt.
Mit Matthias Lilienthal spricht Freyer anschließend über die gemeinsame Arbeit am Burgtheater Wien, insbesondere über die Metamorphosen des Ovid und über die Arbeit an der Berliner Volksbühne, die experimentellen Stücke des Freyer-Ensembles Rolling/ Kids.

Pressekarten unter Tel. (030) 39076-321 / Fax -175

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