2.3.2004

KONTRAPUNKT AKADEMIE

Bildung: wozu?
Nachdenken über den Streik an der Universität

Adolf Muschg im Gespräch mit
Hartmut von Hentig, Manfred Osten, Antje Vollmer, Roger de Weck und Lothar Romain

Die globalisierte Ökonomie schlägt heute voll auf das Bildungswesen durch. Insbesondere die Hochschulen unterliegen einer Kosten-Nutzen-Rechnung, die der Universität nach Hum-boldtschem Muster im Kern fremd gewesen ist. Ihr Leitbild war das autonome Individuum, das dem Staat und der Gesellschaft dann am besten dient, wenn es von seiner Freiheit viel-seitigen und verantwortlichen Gebrauch machen lernt. Die akademische Freiheit des Studi-ums verstand sich als Lehrzeit und Versuchsperiode einer grundsätzlich zweckfreien Neu-gier, die sich durch gewissenhafte Erforschung eines Gegenstandes die Fähigkeit zur Aneig-nung jedes andern Gegenstandes erwirbt. Dagegen lassen die Rahmenbedingungen der weltweiten "Wissensgesellschaft", der sich Universitäten heute anpassen, nur noch den Wettbewerb um den Standortvorteil bestehen. Der als "Kunde" zugleich umworbene und erpresste Student kämpft um einen günstigen Startplatz in einem Ausbildungssystem, wel-ches das Mess- und Zählbare seiner Leistung belohnt, weil dieses allein die Kriterien für gesellschaftlichen Wohlstand und individuelles Glück abwirft. Von der geforderten "Elite-Universität" ist so viel deutlich, dass sie Typen von Karriere begünstigt, die sich mit diesem Bild kollektiven Fortschritts vertragen. Sie würde in ihrer Konsequenz den Verzicht auf den "gebildeten" Akademiker zugunsten einer Funktionselite bedeuten, die geschichts- und kon-textfrei agiert und an jedem Standort beweisen kann, dass sie qualifiziert ist, aber sich die Frage sparen kann, wozu.

Eintritt € 5,- / Für Schüler und Studenten frei

Weitere Gesprächspartner in dieser Reihe sind:

Jochen Gerz 
Montag, 29. März
Mahnmal und Peinlichkeit. Widersprüche der "Erinnerungskultur"

Klaus Harpprecht 
Montag, 19. April
Haben die Intellektuellen an Europa versagt?

Yehuda Elkana
Montag, 24. Mai
Was die "Wissensgesellschaft" nicht wissen will. Blinde Flecke der Zivilisation 

Informationen zum Programm
Dr. Hans Gerhard Hannesen, Tel. (030) 39076-130, Dr. Marion Neumann, Tel. 39076-129
Pressekarten: Tel. (030) 39076-321/-173, Fax -175

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