5.2.2004

Ausstellungen im Max Liebermann Haus am Pariser Platz

Die nachbarschaftliche Unterstützung der Stiftung "Brandenburger Tor" ermöglicht es der Akademie der Künste, im kommenden Herbst und Winter mit drei Ausstellungen des Archivs über Bertolt Brecht, Theodor W. Adorno und Bernhard Minetti im Max Liebermann Haus am Pariser Platz präsent zu sein. Diese Kooperation vereinbarten die Vorstandssprecherin der Stiftung "Brandenburger Tor", Frau Prof. Monika Grütters, und der Präsident der Akademie der Künste, Prof. Dr. Adolf Muschg. Auf die Fertigstellung ihres eigenen Gebäudes am Pariser Platz 4 wartet die Akademie weiterhin.

Ein spektakulärer Fund an Brecht-Autographen und -Dokumenten ist Anlass für eine Brecht-Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Strauhof Zürich erarbeitet wird. Unter dem Titel "Neues vom Herrn Keuner" werden unveröffentlichte Dokumente aus der soeben von der Archivstiftung übernommenen "Brecht-Sammlung Reni Mertens-Bertozzi" gezeigt. Im Zentrum steht die Mappe "geschichten vom h k", in der 15 bislang unveröffentlichte Keuner-Texte enthalten sind. Herr Keuner oder Herr K., Brechts vielleicht bekannteste Erfindung, stellt, wie Brecht sagt, einen Versuch dar, "Gesten zitierbar zu machen". Seine Aussprüche und Haltungen sollen Denken provozieren. Im Umfeld des Keuner-Komplexes wird die Geschichte des Fundes erzählt: Brechts Aufenthalt in Zürich, die legendären Inszenierungen am Zürcher Schauspielhaus und in Chur, das Engagement der Gastfamilie Mertens-Bertozzi, Kontakte und Arbeitsschwerpunkte. Rechtzeitig zur Ausstellung wird bei Suhrkamp der Band "Geschichten vom Herrn Keuner" als "Zürcher Fassung" im Suhrkamp Verlag erscheinen. Die Ausstellung ist vom 2. Oktober bis zum 28. November 2004 am Pariser Platz zu sehen.

Die Ausstellung "Theodor W. Adorno – Denken im 20. Jahrhundert" ist eine Kooperation mit der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, die der Akademie im Herbst 2004 das Archiv von Walter Benjamin übergibt, und wiederum dem Strauhof Zürich, wo die Ausstellung erstmals gezeigt wurde. Die vom Theodor W. Adorno Archiv in Zusam­men­arbeit mit dem Strauhof Zürich erarbeitete Exposition versammelt eine große Zahl von Photographien, Lebenszeugnissen und Dokumenten aus Adornos Nachlaß. Im Zentrum stehen dabei die frühen prägenden Jahre in Frankfurt, in der Familie, der Schule, dem Stu­dium; die Freundschaften mit Siegfried Kracauer, Alban Berg, Max Horkheimer und Walter Benjamin; die erzwungene Emigration nach England und Amerika; schließlich die em­pha­tisch erwünschte Rückkehr nach Europa. Diese Ausstellung wird in Berlin ab dem 16. Okto­ber bis Ende November parallel zur Brecht/Keuner-Ausstellung gezeigt.

Die Ausstellung "Nachspiel – der Schauspieler Bernhard Minetti (1905-1998)" präsen­tiert anlässlich des 100. Geburtstags ab 17. Januar 2005 erstmals dessen umfangreiches Archiv, das die Stiftung Archiv der Akademie der Künste noch 1998 übernommen hatte. Von der, mit "Nachspiel" überschriebenen Schlussszene aus Thomas Bernhards Stück "Minetti" ausgehend, thematisieren einzelne Komplexe Schwerpunkte von Minettis Karriere: seine Zeit am Preußischen Staatstheater u. a. mit Inszenierungen von Jessner, Gründgens und Fehling, seine "vagabundierende Zeit" als Gastsschauspieler nach 1945, den Komplex Thomas Bernhard – Claus Peymann – Minetti sowie die Zusammenarbeit zwischen Minetti und Klaus Michael Grüber. Exkurse befassen sich mit Minettis Liebe zur bildenden Kunst und seiner Leidenschaft für den Fußball. Die Ausstellung wird von einer aus dem Minetti-Archiv von Klaus Völker erarbeiteten Minetti-Monographie begleitet, die im Propyläen-Verlag erscheint.

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