19.1.2004

Eckart-Hachfeld-Archiv der Akademie der Künste übergeben

Im Auftrag der Erbengemeinschaft Hachfeld hat der Autor und Regisseur Volker Ludwig der Stiftung Archiv der Akademie der Künste den künstlerischen Nachlass seines Vaters Eckart Hachfeld als Schenkung übergeben.

Eckart Hachfeld (1910 -1994) ist, was seine Texte betrifft, der vielleicht bekannteste Kabarett-Autor der fünfziger und sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Seinen Namen aber kennen nur Insider, weil seine Programme von anderen präsentiert wurden, u. a. von Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller, von Kabaretts wie dem Düsseldorfer "Kom(m)ödchen", der "Mausefalle, den "Stachelschweinen" oder dem "Reichskabarett". Hachfelds Werk blieb jedoch nicht aufs Kabarett beschränkt; er schrieb für Film, Funk, Fernsehen und Presse. Vor allem die wöchentliche Zeitsatire "Amadeus geht durchs Land" , ab 1954 bei der "Welt", seit 1964 beim "Stern" und seine Texte unter dem Pseudonym "Carola Mohn" bei "Stern" fanden nachhaltige Resonanz. Außerdem war er Liedtexter und Übersetzer für Interpreten wie Udo Jürgens, dem er neben "Lieb Vaterland" und "Aber bitte mit Sahne" noch 15 weitere Lieder schrieb, Dalida, Gilbert Bécaud, Charles Aznavour und Adamo.

Der Nachlass umfasst 10 Umzugskartons und enthält neben biografischen Materialien und privaten Aufzeichnungen vor allem Manuskripte für verschiedene Kabaretts und Interpreten, Texte für Rundfunk, Fernsehen und Presseserien, satirische Essays zu gesellschaftspolitischen Fragen sowie Lied- und Chansontexte. Belegexemplare seiner Publikationen, verschiedene Preise und Ehrungen, CD-Aufnahmen und eine Sammlung von Video- und Tondokumenten ergänzen das Archiv.

1910 geboren, promovierte Eckart Hachfeld zunächst als Wirtschaftsjurist, war Offizier im Zweiten Weltkrieg und gründete 1946 in englischer Kriegsgefangenschaft im Camp Sheffield ein Lagerkabarett "Das Waschbrettl". Handschriftliche Textbücher und Aufzeichnungen hierzu sind erhalten. 1947 begann er auf Veranlassung von Werner Finck, erste professionelle Kabaretttexte zu schreiben. Diese Phase ist ebenso wie alle weiteren Stationen seiner Karriere im Nachlaß mit umfangreichen Textmanuskripten, Programmen, Rezensionen und Szenenfotos belegt. Hachfeld arbeitete zunächst für die literarisch-politischen Kabaretts "bonbonniere" und "rendezvous"(1949/51) in Hamburg. 1949 entdeckte Hachfeld Wolfgang Neuss für die "bonbonniere", erfand für ihn den "Mann mit der Pauke" und schrieb für ihn sämtliche Kabarett-Texte bis 1956. 1952 ging Hachfeld mit dem Ensemble der "bonbonniere" nach Berlin und wurde Autor für den "Nürnberger Trichter" (1952), den "Rauchfang" (mit u.a. Pfitzmann, Neuss und Ursula Herking, 1953-55) und das "Kabarett in der Komödie" (mit Neuss und Wolfgang Müller, 1954-56). AB 1953 war er beim Düsseldorfer "Kom(m)ödchen" von Kay und Lore Lorentz Hausautor. Außerdem schrieb er u.a. für die "Stachelschweine" (seit 1958), "Die Zwiebel" (seit 1954) und das "Reichskabarett" (1965-1967) und ab 1983 für das "Institut für Lebensmut" sowie für die Fernsehkabaretts
"Hallo Nachbar" (1963-66) und den "Scheibenwischer".

Seine Familie ernährte Hachfeld von 1955-70 mit nicht weniger als 20 Filmdrehbüchern (z.T. mit Curth Flatow) u.a. für Heinz Rühmann ("Wenn der Vater mit dem Sohne", "Der Pauker"), Heinz Erhardt, Peter Alexander, Caterina Valente, Lilo Pulver und O.E. Hasse.

Mit seinem besonderen Berlinbezug und seiner bundesweiten Bedeutung setzt das neue Eckart Hachfeld-Archiv einen Eckpfeiler in die Bestände der Stiftung Archiv der Akademie der Künste zur Geschichte des literarischen Kabaretts und der Unterhaltungskunst nach 1945. Die Akademie wird den Nachlass verzeichnen und der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen; außerdem plant sie in ihrem CD-Label "Berlin-Kabarett" eine Doppel-CD und eine Veranstaltung zur Archiveröffnung, die die Vielseitigkeit von Hachfelds Werk dokumentieren sollen.

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