18.12.2006

Debatte in der Berliner Akademie der Künste zum Brückenstreit in Dresden

Mit einem nachdrücklichen Plädoyer für die Bewahrung der einzigartigen Dresdner Stadt- und Flusslandschaft im Bereich des Elbbogens haben die Teilnehmer an einer Diskussion zum Streit um den geplanten Bau der Dresdener Waldschlösschenbrücke am Sonntag (17.12.2006) in der Akademie der Künste, Berlin,  eine grundsätzlich neue Landschafts- und Verkehrsplanung angeregt. Sie schlossen sich damit der Position der UNESCO an, wonach die mehr als 700 Meter lange und mit einem ebenso langen Tunnel verbundene Brücke eine untragbare Beeinträchtigung des geschützten Landschaftsensembles zur Folge haben würde.
Die Mehrzahl der Bauexperten auf dem Podium und Gäste der Veranstaltung, die in die Debatte eingriffen, empfahlen Baupolitikern und Planungsbehörden Dresdens und Sachsens, mit Offenheit und Mut das vorübergehend entstandene Moratorium nach dem rechtsgültigen Bürgerentscheid für eine Denkpause zu nutzen, um noch einmal die Prämissen des Planfeststellungsverfahrens zu überprüfen. Es gehe nicht darum, eine schönere Brücke als die im Wettbewerb prämierte zu bauen, sondern generell, danach zu fragen, ob ein als Weltkulturerbe geschütztes Ensemble durch ein Bauwerk zerschnitten werden soll, das den prognostisch ungewissen Zahlen der Verkehrsplanung geschuldet ist.
Es könne nicht sein, so Donata Valentien, Direktorin der Sektion Baukunst der Akademie, dass Zeitdruck und Sachzwänge dazu führen, einen falschen Kompromiss zu schließen. Deshalb müsse man sich nun – nicht nur im kommunalen Interesse, sondern auch im Sinne der Baukultur in Deutschland – Zeit für gründliche Neuüberlegungen nehmen, um der Verantwortung für den Erhalt einer einmaligen Stadt- und Flusslandschaft gerecht zu werden.
An der von Friedrich Dieckmann moderierten Veranstaltung „Brückenstreit in Dresden“ im Plenarsaal der Akademie am Pariser Platz nahmen Kunibert Wachten, Architekt und Stadtplaner, RWTH Aachen, Jörg Schlaich, Ingenieur, Mitglied der Sektion Baukunst, Carlo Weber, Architekt und Direktor der Klasse Baukunst der Sächsischen Akademie der Künste, Dresden, und Karl Ganser, ehemaliger Direktor der IBA Emscher-Park und Mitglied der Mediationskommission zur Behebung des beim Oberlandesgericht Bautzen anhängigen Rechtsstreits, teil.
In der Akademie der Künste begann mit dieser Debatte eine Gesprächsreihe, die sich der Baukultur und dem öffentlichen Raum widmen wird.

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