24.10.2005

Einladung zum Pressegespräch mit Walter Kempowski

Das Archiv der Akademie der Künste hat das Archiv von Walter Kempowski erworben.
Aus diesem Anlaß lädt die Akademie zu einem Pressegespräch ein:

Dienstag, 25. Oktober, 11 Uhr
Akademie der Künste, Pariser Platz 4, Berlin-Mitte

Walter Kempowski und der Direktor des Akademie-Archivs, Dr. Wolfgang Trautwein, informieren über die Erwerbung und die zukünftige Arbeit des Kempowski-Archivs an der Akademie der Künste. Beide stehen Ihnen ausführlich für Rückfragen bereit.

Um Rückmeldung und Bestätigung Ihrer Teilnehme per Telefon (030) 20057 -1514 oder Fax -1504 oder per E-Mail presse@adk.de wird gebeten.

Das Archiv des Schriftstellers Walter Kempowski
Das Walter-Kempowski-Archiv unterscheidet sich in seinem Charakter erheblich von anderen literarischen Archivbeständen. Von Beginn an sind bei Walter Kempowski literarische Produktion und archivarische Sammelleidenschaft eine erstaunliche Symbiose eingegangen.

Das Archiv gliedert sich in drei Teile:
1. Das literarische („persönliche“) Archiv
2. Die Sammlung der Lebensläufe und Dokumente („Biographien-Archiv“)
3. Die Fotosammlung

Das literarische Archiv („Grünes Archiv“)
Den Kern dieses Archivteils bilden die klassischen Kategorien eines literarischen Bestandes: Notizzettel, Entwürfe, verschiedene Textfassungen, Druckfahnen mit Korrekturen, Reinschriften. Da Walter Kempowski seine Arbeit immer sehr sorgfältig dokumentiert hat, ist eine Fülle von Material zu den einzelnen Werken vorhanden. Dadurch ist es möglich, den Entstehungsprozess der Texte nahezu lückenlos verfolgen zu können. Allein die Materialien zum Roman „Tadellöser und Wolf“ umfassen nahezu einhundert Signaturen! Auch „Vorlesebücher“ befinden sich im Archiv, Ausgaben, die von Walter Kempowski mit zahlreichen Anmerkungen und Anstreichungen versehen worden sind.
Zu diesem Komplex gehören ebenfalls Tagebücher und Briefe sowie eine Reihe von ebensdokumenten, die das Bild des Autors abrunden. Seiner Sammelleidenschaft verdankt das Archiv eine Fülle von Quellen zur Lebens- und Familiengeschichte, zum Berufsalltag als Dorfschullehrer und Schriftsteller, zur Geschichte seiner Lebensschauplätze und zur Entstehung seiner literarischen Arbeiten. Die Sammlung der Lebensläufe und Dokumente („Blaues Archiv“) Walter Kempowski hat diesen Teil seines Archivs ganz bewusst aufgebaut: Seit Anfang der siebziger Jahre hat er in verschiedenen Zeitungen Annoncen geschaltet, in denen er darum bat, ihm für seine schriftstellerische Arbeit autobiographische Aufzeichnungen, Tagebücher, Familienkorrespondenzen und Einzelbriefe zur Verfügung zu stellen. Auch auf Auktionen und Flohmärkten wurde Walter Kempowski fündig und fügte die so gewonnenen Dokumente seiner Sammlung ein. Auf diese Weise ist ein Bestand von ca. 8000 individuellen Lebensläufen und persönlichen Dokumenten zusammengekommen, der die unterschiedlichsten Materialarten enthält. Derzeit richtet sich das Sammelinteresse Walter Kempowskis besonders auf Dokumente, die das Schicksal der Russlanddeutschen widerspiegeln, die Sammlung wird also ständig erweitert.

Die Fotosammlung („Gelbes Archiv“)
Auch diese Sammlung wurde von Walter Kempowski gezielt zusammengetragen. Es handelt sich dabei nicht um von Walter Kempowski aufgenommene Bilder, sondern zumeist um anonyme Amateurfotografie, der aber – gewollt oder ungewollt – teilweise ein außerordentlich hoher dokumentarischer Wert zugemessen werden muss. Bilder, die seinerzeit als reine familiengeschichtliche Erinnerungsstücke aufgenommen wurden, erhalten, in den historischen Zusammenhang gestellt, nun einen ganz eigenen Wert. Die Fotos liegen als Einzelstücke, thematische Sammlungen oder in ganzen, zusammengehörigen Fotoalben vor. Insgesamt handelt es sich dabei um ca. 300.000 Fotos.

Das Walter-Kempowski-Archiv als Ganzes bietet eine Quellenbasis, die die Grenzen
des Literarischen weit überschreitet. Es ist ein zeit- und sozialgeschichtlicher
Mikrokosmos, eine unerschöpfliche Fundgrube für jeden, der bereit ist, sich auf
Erinnerungsarbeit einzulassen.
Volker Kahl
24.10.2005

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