12.12.2007

Heinrich-Mann-Preis 2008 der Akademie der Künste an Heinz Schlaffer

Die Akademie der Künste verleiht den Heinrich-Mann-Preis 2008 für Essayistik an den Literaturwissenschaftler Heinz Schlaffer.
Lars Gustafsson, Lothar Müller und Karl Heinz Bohrer, Preisträger 2007, bildeten die unabhängige Jury für den Heinrich-Mann-Preis 2008.
In ihrer Begründung heißt es: „Heinz Schlaffer hat in seinem weitgespannten Werk der für die Form des Essays grundlegenden Frage nach dem Verhältnis von Poesie und Wissen eine Schlüsselrolle zugemessen. Er hat damit nicht nur zur Einsicht in die Herausbildung der neuzeitlichen Dichtung und ihres Gegenüber, des modernen Lesers, sondern zugleich zur Aufklärung seiner eigenen Disziplin, der Philologie, entscheidend beigetragen. Schlaffers Schriften reichen, wenn sie in Goethes klassischem ‚Faust’ den Geist der modernen Allegorie erkennen oder Nietzsches Stil als Rebellion der Poesie innerhalb der Prosa analysieren, in ihrer Wirkung weit über die Grenzen seines Faches, der Germanistik, hinaus. Seine eigene, luzide Wissenschaftsprosa ist nicht nur im Stil den Traditionen des Essays verpflichtet, sondern auch in ihrem Geist: Auf radikale Weise mobilisiert Heinz Schlaffer gegen die antiquarischen Versuchungen der Literaturgeschichte die Ansprüche der ästhetischen Urteilskraft. So repräsentiert sein Werk in vorbildlicher Weise die selten gewordene Einheit von Philologie und Literaturkritik.“

Heinz Schlaffer, 1939 in der Nähe von Pilsen geboren, lebt in Stuttgart. Promotion 1964 in Würzburg, Habilitation 1970 in Erlangen. Professor für Neuere Deutsche Literatur 1972 in Marburg, 1975 in Stuttgart, seit 2004 emeritiert. Er schrieb Bücher über Lyrik im Realismus, über scherzhaft-erotische Dichtung, den Bürger als Helden, Ästhetischen Historismus, Faust II, Poesie als Wissen und über Borges – zuletzt „Die kurze Geschichte der deutschen Literatur“ (2002) und „Das entfesselte Wort. Nietzsches Stil und seine Folgen“ (2007), beide im Carl Hanser Verlag; außerdem wissenschaftliche Aufsätze, Essays (u.a. im „Merkur“ und in „Sinn und Form“) sowie Literaturkritiken.

Die Preisverleihung findet am 6. April 2008 in der Akademie der Künste am Pariser Platz statt.
Die Laudatio hält Thomas Steinfeld.


Der mit 8.000 € dotierte Preis für Essayistik wird jährlich durch eine unabhängige dreiköpfige Jury vergeben.
Die Preisträger der vergangenen Jahre waren Karl Heinz Bohrer (2007), Peter von Matt (2006) und Ivan Nagel (2005).

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