15.12.2005

Adolf Muschg, Präsident der Akademie der Künste, tritt von seinem Amt zurück

Adolf Muschg, Präsident der Akademie der Künste, tritt von seinem Amt zurück

Adolf Muschg hat heute (Donnerstag, 15. Dezember) seinen Rücktritt als Präsident der Akademie der Künste, Berlin, erklärt. Grund für diese Entscheidung sind unüberbrückbare Differenzen mit dem Senat der Akademie (u.a. die Direktoren und Vizedirektoren der sechs Kunst-Sektionen).
Nach mehr als zweieinhalb Jahren erfolgreicher Amtszeit, in die der Einzug in den Neubau am Pariser Platz und die Übernahme der Institution durch die Bundesregierung fallen, hat die Akademie mit Bedauern und Respekt diese Entscheidung zur Kenntnis genommen.

Die Begründung des Präsidenten für seinen Rücktritt hat den folgenden Wortlaut:

Das voraussichtlich am 1. Januar 2006 in Kraft tretende Akademie-Gesetz des Bundes schafft die Voraussetzung für eine seit vielen Jahren angemahnte, auch auf Grund meiner eigenen Erfahrungen dringliche Strukturreform des Hauses.
Sein leitendes Gremium ist der Akademie-Senat. Er will der Mitgliederversammlung, dem Souverän der Akademie, zur Beschlußfassung einen revidierten Satzungsentwurf vorlegen, von dem ich mich nur distanzieren kann. Denn dieser widerspricht fundamental – das sei mit allem Respekt vor Eigenleistung und Eigensinn der sechs Kunst-Sektionen gesagt – dem Konzept einer handlungs- und zukunftsfähigen Institution von überregionaler Bedeutung.
Angesichts einer Entwicklung, die ich nicht verhindern konnte und nicht mittragen kann, ziehe ich mit persönlichem Bedauern die Konsequenz daraus, daß der Satzungsstreit die Grundlage gegenseitigen Vertrauens, und damit die Chance nutzbringender Zusammenarbeit, zwischen dem Senat und dem Präsidenten zerstört hat.
Die Erfahrungen, die ich, als zweiter Nicht-Deutscher in diesem Amt, fast drei Jahre sammeln durfte, behalten darum nicht minder ihren Wert. Ich danke engagierten Mitgliedern und loyalen Mitarbeitern; ich danke auch den Freunden in Staat und Gesellschaft, die das Haus tragen. Sie setzen mit gutem Grund auf sein Potential und haben ein Anrecht darauf, zu wissen, wozu es seinen Kredit verwendet.

15. Dezember 2005       Adolf Muschg

Dieser Begründung hat Adolf Muschg für die Mitglieder der Akademie und für ihre Mitarbeiter eine Erklärung angefügt, in der er seine Entscheidung begründet.

Adolf Muschg bleibt der Akademie der Künste als ihr Mitglied in der Sektion Literatur verbunden.
Die Amtsgeschäfte übernimmt laut Satzung bis zur Neuwahl im Frühjahr 2006 der Vizepräsident Matthias Flügge.

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