15.1.2009

Archiv der Akademie der Künste erhält das persönliche Archiv von Kurt Hübner sowie die Franz-Gauker-Sammlung seiner Bremer Intendanz

Die Akademie der Künste übernimmt den Nachlass des Regisseurs und Theaterleiters Kurt Hübner mit seinen persönlichen Aufzeichnungen, mit Korrespondenz, Regie- und Rollenbüchern, Fotos, Programmheften und Plakaten. Ergänzt wird der Nachlass durch die Übernahme der Franz-Gauker-Sammlung, die Kurt Hübners Bremer Intendanz und damit eine der bedeutendsten Entwicklungsphasen des deutschen Theaters dokumentiert.
Franz Gauker sammelte als Theaterbesucher Dokumente zu sämtlichen Inszenierungen der Intendanz Hübner wie Programmhefte, Kritiken sowie Fotos. Als sich das Ende der Ära Hübner in Bremen abzeichnete, erweiterte  Gauker sein Sammlungsspektrum auf alle vorhandenen Theatermaterialien. Darunter befinden sich Dramaturgieunterlagen sowie Materialien zu der öffentlichen Auseinandersetzung um Hübners neue Auffassung der Theaterpraxis. Die Sammlung umfasst auch originale Bühnenbildentwürfe und Figurinen von Erich Wonder, Karl Ernst Herrmann und Wilfried Minks. Und selbstverständlich gehören die Plakate dazu, die schon von weitem dem Betrachter den „Bremer Stil“ ankündigten.
Kurt Hübner (1916 – 2007) war schon zu Lebzeiten eine der legendären Figuren des deutschen Nachkriegstheaters. Er initiierte das zeitgenössische deutsche „Regie-Theater“ und setzte es als Theaterleiter in Ulm (1959-1962), Bremen (1962-1973) und an der Freien Volksbühne in West-Berlin (1973-1986) um.
Die herausragende, prägende Zeit war seine Intendanz in Bremen, wo er ein Dreispartentheater in der Phase des gesellschaftlichen Umbruchs und der politischen Revolte führte und in allen Bereichen neue, ungewohnte Wege einschlug. Mitarbeiter, die Hübner entdeckte und förderte, waren im Sprechtheater u.a. Peter Zadek, Peter Palitzsch, Johannes Schaaf, Alfred Kirchner, Peter Stein, Hans Neuenfels, Rainer Werner Fassbinder, Klaus Michael Grüber. Als Schauspielerinnen holte er die jungen Nachwuchskräfte Hannelore Hoger, Edith Clever, Jutta Lampe, Margit Carstensen, Bruno Ganz, Werner Rehm, Vadim Glowna, um nur einige zu nennen.
Im Musiktheater bekannte er sich mit dem Engagement von Götz Friedrich zum musizierenden Theater Walter Felsensteins und im Tanztheater förderte er mit dem Engagement Hans Kresniks 1968 die Entwicklung des modernen Tanztheaters. Innnovativ war aber auch der Umgang mit der Bühnengestaltung. Bühnenbildner wie besonders Wilfried Minks (seit 1959), aber auch Karl-Ernst Herrmann, Erich Wonder und Jürgen Rose erweiterten ihr Spektrum in die Bereiche der bildenden Kunst hinein. 1973 wurde dem Unbequemen der Vertrag in Bremen nicht mehr verlängert. Er übernahm die Freie Volksbühne in West-Berlin und schaffte es auch da mit wichtigen Inszenierungen und Regisseuren das Theater nachhaltig zu beeinflussen. Kurt Hübner trat auch immer wieder selbst als Schauspieler in Erscheinung. 

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