6.10.2009

„Wir treten aus unseren Rollen heraus…“ – Akademie der Künste würdigt den 9. Oktober 1989 mit einer Künstlernacht

Die Veranstaltung bildet Höhepunkt und Abschluss des Programm-Schwerpunkts „Kunst und Revolte '89“.

Freitag, 9. Oktober 2009, 18-1 Uhr; € 12/6
Pariser Platz, ganzes Haus
Pressekarten unter presse@adk.de, Tel. 030 200 57-15 14

Der 9. Oktober mit der großen Demonstration in Leipzig war entscheidend für die friedliche Revolution im Herbst 1989. Die Akademie der Künste nimmt den 20. Jahrestag der Ereignisse in Leipzig und Dresden zum Anlass, am Freitag, den 9. Oktober 2009, eine Künstlernacht durchzuführen. Zahlreiche Akademie-Mitglieder haben ihre Beteiligung zugesagt. Schriftsteller, Musiker, Filmemacher und Schauspieler kommen in Konzerten, Gesprächen, Lesungen und Filmvorführungen zusammen. Im Zentrum der parallel stattfindenden Programme steht das letzte Jahrzehnt der DDR. Welche Rolle spielten die Künste bei den gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen, die schließlich 1989 zum friedlichen Aufstand führten? Der Titel der Veranstaltung „Wir treten aus unseren Rollen heraus…“ zitiert die erste Zeile des Aufrufs, der ab dem 4. Oktober 1989 nach jeder Vorstellung von Schauspielern des Dresdner Staatstheaters verlesen wurde.

Akademie-Präsident Klaus Staeck zur bevorstehenden Veranstaltung in der Akademie: „Die Künstlernacht haben wir bewusst auf den 9. Oktober gelegt. Denn dieser Tag entschied 1989 darüber, wie es nach den Übergriffen von Polizei und Staatssicherheit zum 40. Jahrestag der DDR weitergehen würde – ob es die chinesische Lösung gibt oder ob Partei- und Staatsfunktionären im Angesicht der Volksmassen der Schrecken in die Glieder fährt und sie einer friedlichen Umwälzung stattgeben müssten. Wie wir heute wissen, war alles offen. Wir können von Glück sagen, dass der 9. Oktober nicht zu einem blutgetränkten Gedenktag wurde. Die Maueröffnung kam später. Ihr gingen Wochen voraus, in denen sich die Ostdeutschen bewusst wurden, dass sie nicht mehr einer Staatsmacht ausgeliefert sind, sondern selbst aktiv werden können. Am kommenden Freitag erinnern wir an die Ereignisse vor 20 Jahren, indem wir den Anteil der Künstler an dieser ‚Revolution’ oder ‚Revolte’ – hier gehen die Meinungen auseinander – in den Mittelpunkt stellen.“

Die Künstlernacht bildet zugleich Höhepunkt und Abschluss des Akademie-Schwerpunkts „Kunst und Revolte '89“. Mit der Ausstellung „Übergangsgesellschaft. Porträts und Szenen 1980-1990“ war das Programm im Juli dieses Jahres eröffnet worden. Bis heute wurden bei den Veranstaltungen und in der Ausstellung über 17.000 Besucher gezählt. Die Laufzeit der Ausstellung endet am Sonntag, den 11. Oktober um 20 Uhr.


PROGRAMM

18.30 Uhr, Foyer                                             
Klaus Staeck Begrüßung
„Tuba Intim“ von Lutz Glandien. Michael Vogt und Georg Schwark, Tuba

19.00 Uhr, Plenarsaal               
Unter einem „Himmel aus Stahl“
Texte aus dem letzten Jahrzehnt der DDR. Es lesen Volker Braun, Christoph Hein, Kerstin Hensel, Reinhard Jirgl, Antje Rávic Strubel und Thomas Rosenlöcher. Begrüßung Volker Braun

19.00 Uhr, Adlon-Palais II
Reiner Bredemeyer „Verheerende Folgen mangelnden Anscheins innerbetrieblicher Demokratie“ (1990, Text: Volker Braun)
Friedrich Goldmann „Solo für Zwei“ (1985)
Hans-Joachim Hespos „esquisses itinéraires“ (1984)

Ab 19.00 Uhr , Max-Liebermann-Saal
Wortwechsel Klaus Staeck und Thomas Langhoff, Kerstin Hensel und Friedrich Schenker

19.00 Uhr, Blackbox                            
Mein ’89 Harun Farocki, Thomas Heise, Volker Koepp, Helke Misselwitz und Andres Veiel im Gespräch

Ab 19.45 Uhr, Max-Liebermann-Saal
Tuba wa Duo Regie Jörg Foth, Musik Lutz Glandien, DEFA 1989, 12 Min.

20.00 Uhr, Adlon-Palais I          
„Jetzt ist Gewi, 2 Stunden Langeweile, da werde ich bissel schreiben.“ (12.12.64) 
Gabriele Gerecke und Martin Wuttke lesen aus „Gertrud Schleef/Einar Schleef, Briefwechsel 1 1963-1976“. Herausgegeben von Susan Todd und Hans-Ulrich Müller-Schwefe, Theater der Zeit 2009.
Im Anschluss: Günther Rühle spricht mit Gabriele Gerecke. Begrüßung Thomas Langhoff

Ab 20.00 Uhr, Passage, Filminstallation
 „bee-free - ein Beitrag zur Entdeckung des Nachbarn in Europa"
Vortrag von Tobias Baldauf, Marie-Theres Okresek (bauchplan) und Yuji Oshima.

20.15 Uhr, Plenarsaal                           
Georg Katzer „la revolution permanente“ (1988, aus „Hex“)
Nicolaus A. Huber „La Force du Vertige“ (1985)
Helmut Zapf „rivolto“ (1989)

21.00 Uhr, Mobiler Klang im Foyer        
Dieter Schnebel „Sisyphos“ (1990)

21.15 Uhr, Blackbox                            
Nicolaus Richter de Vroe „Tetraд III“ (1990/91)
Rolf Riehm „Ihr Blüten von Deutschland“ (1988)
Paul-Heinz Dittrich „BRUCH-Stücke“ (1986)
Mathias Spahlinger „música impura“ (1983)

21.15 Uhr, Plenarsaal                           
Mein Text: Autoren im Gespräch. Mit Brigitte Burmeister, Ulrike Draesner, Antje Rávic Strubel und Ingo Schulze. Moderation Helmut Böttiger

22.00 Uhr, Adlon-Palais I                                  
Mitleidlose Genauigkeit! Thomas Irmer spricht mit Christoph Hein über Theater und Dramatik in der späten DDR –„von den schönen  Blumen in einem rauen Klima“ (Christoph Hein), dazu Bild- und Filmbeispiele. Begrüßung Thomas Langhoff

22.30 Uhr, Blackbox                            
Dokumentarfilme
„Hinter den Fenstern“, von Petra Tschörtner (HFF, DDR 1983, 41’). Vorgestellt von Helke Misselwitz
„Johanna Just“, von Hans Wintgen (HFF, DDR 1981, 60’). Vorgestellt von Thomas Heise.

22.30 Uhr, Plenarsaal               
Friedrich Schenker „Quintett für Klavier und vier Bläser“ (1987)
Luca Lombardi „Ophelia-Fragmente“ (1982) mit Texten aus „Die Hamletmaschine“ von Heiner Müller
Erhard Grosskopf
„Lenzmusik 1“ (1992)

23.30 Uhr, Plenarsaal
Der 9. Oktober 89: Drei Stimmen
Es lesen Martin Jankowski, Thomas Rosenlöcher und Ingo Schulze. Moderation Christoph Links

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