5.3.2010

Käthe-Kollwitz-Preis 2010 der Akademie der Künste an Mona Hatoum

Mona Hatoum erhält den mit 12.000 Euro dotierten Käthe-Kollwitz-Preis 2010. Mit dem Preis würdigt die Akademie der Künste ihr vielfältiges und umfassendes Werk, in dem der zwischen Gewalt, Macht und Verletzlichkeit stehende menschliche Körper den zentralen Bezugspunkt einnimmt. Der Jury gehörten die Mitglieder der Sektion Bildende Kunst Lothar Böhme, Dieter Goltzsche und Robert Kudielka an.
Der Preis wird am 30. Juli 2010 verliehen. Vom 31. Juli bis zum 5. September 2010 wird eine Auswahl von aktuellen Werken der Künstlerin in der Akademie der Künste am Pariser Platz zu sehen sein.

Die 1952 als Tochter palästinischer Eltern im Libanon geborene Künstlerin lebt seit 1975 in London und seit einigen Jahren auch in Berlin. Seit den 1980er Jahren ist sie mit Performances, Skulpturen und raumgreifenden Installationen weltweit in Museen und zahlreichen internationalen Ausstellungen hervorgetreten, u.a. auf der Biennale in Venedig und der Documenta in Kassel.

Mona Hatoum formuliert bereits in ihren frühen Performances (z.B. Look No Body!, 1981) eine konsequent bis heute verfolgte Formensprache, die sich aus der Minimal Art und der Konzeptkunst entwickelt hat. Die in Beirut aufgewachsene Künstlerin integriert in ihre Arbeiten von Anbeginn politische Inhalte und persönliche Erfahrungswerte, die als Referenz auf ihre Wurzeln im Nahen Osten und auf die 35 verbrachten Lebensjahre in Westeuropa zu verstehen sind. Von Performances und Videoarbeiten ausgehend wendet sie sich seit den 1990er Jahren raumgreifenden Installationen und zunehmend skulpturalen Arbeiten zu, in die der Betrachter aktiv einbezogen wird. Interaktivität ist ein wichtiger Faktor ihrer Werke, die auf eine mehrschichtige ästhetische Erfahrung hin angelegt sind. Hatoums Formen- und Materialrepertoire umfasst neben Fotografie und bewegten Bildern u.a. menschliches Haar, Mobiliar, Alltagsgegenstände und Küchenutensilien, Textilien, Stahl, Massendruckwaren, Pflanzen und Leuchtstoffe. Die Verwendung von bekannten Alltagsgegenständen appelliert einerseits an das Erinnerungsvermögen des Betrachters, konfrontiert diesen mit vertrauten Gegenständen, irritiert und bedroht ihn jedoch gleichermaßen mit Fremdartigkeit. So präsentiert sie beispielsweise mit Deep Throat (1996) einen für eine Person eingedeckten Tisch, auf dessen Teller statt des zu verzehrenden Mahls der Weg in den Schlund als Filmprojektion eröffnet wird. In der Installation Mobile Home (2005), zuletzt in der Heimat-Ausstellung in der Berlinischen Galerie, bewegt sich das Mobiliar in wiederkehrendem Rhythmus auf Drahtseilkonstruktionen von einer Seite des abgegrenzten Raumes zur anderen. Diesen verstörenden Situationen ist auch Komik nicht fremd.

Der Käthe-Kollwitz-Preis wird jährlich an einen bildenden Künstler vergeben. Der Preis wie auch die dazugehörige Ausstellung und der Katalog werden mitfinanziert von der Kreissparkasse Köln, Trägerin des Käthe Kollwitz Museums Köln. Preisträger der letzten Jahre waren Ulrike Grossarth (2009), Gustav Kluge (2008), Hede Bühl (2007), Thomas Eller (2006), Lutz Dammbeck (2005) und Peter Weibel (2004).

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