18.3.2011

Stellungnahme zu Libyen

Nach 9/11 geriet die islamische Welt unter den Generalverdacht von Fundamentalismus und Terror, während die europäischen Regierungen mit den Diktaturen Nordafrikas und des Nahen Ostens wirtschaftlich eng zusammenarbeiteten.

Mit den Protestbewegungen in Tunesien und Ägypten sind diese festgefahrenen Muster in Frage gestellt worden. Wir sind im gesamten arabischen Raum konfrontiert mit Gesellschaften, die nach Jahrzehnten der Unterdrückung Demokratie fordern. Statt diese Freiheitsbewegungen zu unterstützen, verharrt ein durch Wirtschaftslobbyismus korrumpiertes Europa in verbalen Alibiattacken. So auch die deutsche Bundesregierung, die durch Untätigkeit ein Scheitern der libyschen Revolution in Kauf nimmt.

Die Akademie versteht die Künste als Seismograf politischer und gesellschaftlicher Prozesse, als Probebühne für Demokratie. Damit fühlen wir uns den Menschen in Libyen in ihrem Kampf gegen eine der brutalsten Diktaturen verbunden. Wir fordern die Regierungen auf, statt weiter wie bisher mit den Diktatoren zu kooperieren, die Freiheitsbewegungen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Kräften zu unterstützen.

Klaus Staeck
Präsident
Akademie der Künste 

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