1.11.2011

"Gleiche Zeiten, gleiche Stelle, gleiche Welle – herzlich auf Wiederhören"

Vitrinenpräsentation zu Friedrich Luft (1911-1990) in der Akademie der Künste
 
Friedrich Luft wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Die Akademie der Künste nimmt dies zum Anlass und stellt den Berliner Kritiker in einer Vitrinenpräsentation am Pariser Platz vor. Seit 1946 war Luft – anfangs jeden Sonnabend, später jeden Sonntag – mit seiner mittäglichen Sendung Stimme der Kritik aus dem RIAS, dem Rundfunk im amerikanischen Sektor, in ganz Deutschland zu hören. Luft berichtete nicht nur über Neues aus Theater, Film und Literatur, sondern äußerte sich oft auch dezidiert politisch. Hierauf legt die Zusammenstellung aus dem Friedrich-Luft-Archiv ihren Schwerpunkt.

Typoskripte, Zeitungsausschnitte, Briefe, Prospekte, Fotos und Zeichnungen zeigen, wie sich Friedrich Luft mit den politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen und ihren Auswirkungen auf die Kultur und das Alltagsleben der Berliner auseinandergesetzt hat. Im Mittelpunkt der Präsentation steht die deutsche Teilung. Dem Theaterpublikum im Osten war fortan das Theater im Westen verwehrt, aber die Stimme der Kritik baute eine "Luftbrücke" von West nach Ost. In den folgenden 28 Jahren wurde Luft in seinen Berichten aus dem Kulturleben nicht müde, auch die Menschen jenseits der Mauer anzusprechen. Von der Zäsur 1961 ausgehend, zeigt die Präsentation in der Akademie Friedrich Lufts politisches Wollen und Wirken in den Jahrzehnten vor und nach dem Mauerbau, wobei die unmittelbare Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg im Mittelpunkt steht. Das Ende der Teilung Deutschlands hat Friedrich Luft noch erlebt und wiederum in langen Passagen seiner Stimme der Kritik-Sendungen stürmisch begrüßt. An einer Multimediastation kann der Besucher dies auch im O-Ton nachhören.

Am 28. Oktober 1990 verabschiedete Luft seine Zuhörer wie immer mit seiner sprichwörtlich gewordenen Wendung "gleiche Zeiten, gleiche Stelle, gleiche Welle – herzlich auf Wiederhören". Dazu sollte es aber nicht mehr kommen; er starb am Heiligen Abend desselben Jahres. Ein Jahr später richtete die Akademie der Künste, Berlin, das Friedrich-Luft-Archiv ein. Der künstlerische Nachlass kam teilweise aus seiner Familie, teilweise vom RIAS. Er besteht aus Sendemanuskripten, Fotos, Korrespondenz, einer Zeitungsdokumentation und Friedrich Lufts Bibliothek. Das Archiv umfasst ca. 14 laufende Regalmeter sowie  408 Tonbänder mit Sendemitschnitten.

"Luft-Brücken. Friedrich Luft (1911-1990)"
Die kleine Werkschau ist in Form einer Vitrinen-Präsentation ab heute bis zum 08. Januar 2012 in der Akademie der Künste, Pariser Platz 4, auf der Brücke zu sehen.
Das Akademie-Gebäude ist täglich von 10-22 Uhr geöffnet.
Eintritt frei

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