5.11.2011

Herbst-Mitgliederversammlung 2011 der Akademie der Künste

Heute ist in Berlin die 38. Mitgliederversammlung der Akademie der Künste zu Ende gegangen. 
An der Tagung haben u.a. die Mitglieder Mirosław Bałka, Volker Braun, Péter Esterházy, Jürgen Flimm, Winfried Junge, Romuald Karmakar, Wolfgang Kohlhaase, György Konrád, Peter von Matt, Ulrike Ottinger, Ulrich Peltzer, Volker Schlöndorff und Ingo Schulze teilgenommen. Erstmals mit dabei waren die im Frühjahr neu zugewählten Mitglieder Klaus Bollinger, Florian Nagler (Sektion Baukunst), Mark Andre (Musik), Silvia Bovenschen (Literatur) und Hans-Christian Schmid (Film- und Medienkunst).

Einen Schwerpunkt der Diskussion bildete die von Akademie-Präsident Klaus Staeck hervorgehobene Verantwortung der Akademie, bedrohten Künstlern in aller Welt beizustehen und zu intervenieren, wenn Bürgerrechte verletzt werden. So habe sich die Akademie für ihr Mitglied Ai Weiwei und für die Freilassung iranischer Filmkünstler und Journalisten eingesetzt.

Mit anhaltender Beunruhigung verfolge die Akademie die demokratiefeindliche Entwicklung in Ungarn, die inzwischen den Bestand des Rechtssystems in der Europäischen Union bedroht. György Konrád (Präsident der Akademie der Künste von 1997 bis 2003) berichtete darüber, wie innerhalb der demokratischen Gemeinschaft der EU ein Land nur noch mit den Kulissen eines Rechtsstaats aufgebaut werde. Inzwischen wachse der Protest vor allem unter den jungen ungarischen Bürgern gegen die FIDESZ-Herrschaft, die eine 2/3-Mehrheit der Wahlen von 2010 zu umfangreichen und die Gesellschaft nachhaltig schädigenden Gesetzesänderungen ausnutzt.

Thomas Langhoff, Direktor der Sektion Darstellende Kunst, forderte die Akademie-Mitglieder auf, gegen die Besetzung des Direktoren- und des Intendantenposten des Budapester Neuen Theaters durch einen Neofaschisten und einen bekennenden Antisemiten öffentlich zu protestieren. Mitglieder der Sektion Film- und Medienkunst wiesen darauf hin, der mit dem Konrad-Wolf-Preis ausgezeichnete Regisseur Béla Tarr habe die Akademie darüber informiert, dass junge, vor allem oppositionelle Filmemacher von der staatlichen ungarischen Filmförderung ausgeschlossen werden, und damit auch keine Möglichkeit mehr haben, eine ergänzende europäische Filmförderung zu beantragen. Wer dem Regime nicht genehm sei, wie mehr als 600 entlassene Journalisten, werde vom Orban-Regime rigoros ausgegrenzt. Klaus Staeck betonte, dass mit der Gefährdung einer demokratischen Kultur in Ungarn die Europäische Gemeinschaft selbst in Gefahr gerate, die auf den nationalen Kulturen beruhe. Nicht allein die Euro-Krise sei derzeit eine existentielle Bedrohung für Europa, sondern auch die wachsenden demokratiefeindlichen nationalistischen Entwicklungen, denen entschiedener begegnet werden muss.

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