7.5.2012

Akademie-Präsident Klaus Staeck zum angekündigten Austritt Rolf Hochhuths aus der Akademie der Künste

Die Sektion Literatur hatte für ihre Sitzung im Rahmen der Frühjahrs-Mitgliederversammlung den Nahost-Experten Michael Lüders zu einem Referat und Gespräch eingeladen. Lüders erläuterte die hochbrisante Sicherheitslage im Verhältnis zwischen Israel und dem Iran. Im anschließenden Gespräch wurden von den Mitgliedern die Thesen von Michael Lüders kritisch und differenziert hinterfragt. Zweifel an den berechtigten Sicherheitsinteressen Israels wurden nicht geäußert.
Es ging dabei nicht in erster Linie um das Gedicht von Günter Grass.
Im Verlauf der sachlich geführten Diskussion kam es zu erregten Reaktionen Rolf Hochhuths, die allein der Tatsache galten, dass über dieses Thema überhaupt gesprochen wurde. Wir Deutschen, so Hochhuth, „sollten das Maul halten“. Anders als er es behauptet, wurde er nicht niedergeschrien, sondern in der Runde der Anwesenden gebeten, seinen Kollegen nicht ins Wort zu fallen.
Auch als Anwesender bei dieser Sitzung verwahre ich mich in aller Schärfe dagegen, dass Akademie-Mitglieder von Rolf Hochhuth in der Öffentlichkeit ohne jeden Anlass als Antisemiten denunziert werden.

Die literarische Lebensleistung Rolf Hochhuths und der Respekt vor seiner Person gebieten es, auf die Umstände seines Abgangs aus der internen Sitzung der Sektion Literatur nicht öffentlich einzugehen.
Im Namen der Akademie bedauere ich, dass Rolf Hochhuth die Akademie der Künste im Streit verlassen will.

Klaus Staeck,
Präsident der Akademie der Künste

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