19.11.2012

Akademie der Künste eröffnet Otto-Brahm-Archiv

Matinee am 25. November mit Christian Grashof

Die Akademie der Künste eröffnet das Archiv des Theaterkritikers und -leiters Otto Brahm mit einer Matinee-Veranstaltung am Sonntag, den 25. November. Anlässlich seines 100. Todestages am 28.11.2012 wird eine Auswahl aus Brahms unveröffentlichten Briefen – herausragende Dokumente zur Berliner Theatergeschichte – erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Es liest der Schauspieler Christian Grashof.

Otto Brahm, eigentlich Otto Abrahamson, wurde 1856 als ältestes Kind einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Hamburg geboren. Brahm wollte Schriftsteller werden, studierte Germanistik in Berlin bei Wilhelm Scherer, promovierte, schrieb eine preisgekrönte Kleist-Biographie und wurde 1881 neben Theodor Fontane Theaterkritiker bei der Vossischen Zeitung. Otto Brahms Engagement galt der Durchsetzung des Naturalismus auf deutschen Bühnen – zunächst als Kritiker, dann mit der Gründung des Vereins und der Zeitschrift „Freie Bühne“. Fünf Jahre später, 1894, wurde er für zehn Jahre Direktor des Deutschen Theaters in Berlin und leitete ab 1905 bis zu seinem Tod im Jahr 1912 das Lessing-Theater Berlin.

Ein Teil des Archivs besteht aus Theaterkritiken und -schriften, die Otto Brahm zwischen 1879 und 1894 schrieb. Sie befassen sich mit Werken und Aufführungen von Gerhart Hauptmann, Henrik Ibsen, Arthur Schnitzler, August Strindberg, Hermann Sudermann, Leo Tolstoi und Émile Zola. Am bedeutendsten ist ein Konvolut von mehr als 1000 Briefen von Otto Brahm an Clara Jonas aus der Zeit von 1898 bis 1912, einige auch an Paul Jonas (Claras Ehemann und Rechtsbeistand von Otto Brahm) und deren Tochter Eva Jonas-Prinzhorn. Die Akademie der Künste konnte die Korrespondenz 2008 von den Erben Clara Jonas’ in den USA erwerben. Dabei handelt es sich um höchst inhaltsreiche Briefe über Theaterarbeit, Gastspiele, Treffen mit Schauspielern, Dramatikern und Kritikern, auch Familiäres und Privates. Brahm pflegte intensive, meist sehr freundschaftliche Beziehungen zu prägenden Persönlichkeiten seiner Zeit, insbesondere Gerhart Hauptmann, Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal. Auch heute weniger bekannte, aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts vielgespielte Autoren wie Herbert Eulenberg, Hermann Bahr und Georg Hirschfeld gehörten zu seinem Bekannten- und Freundeskreis. Hinzu kommen Porträtfotos der schon genannten und anderer Personen, ein Klebeband zum Tod Otto Brahms mit dem Programm der Gedenkfeier und Nachrufen sowie ein Widmungsalbum für Paul Jonas zu dessen 60. Geburtstag 1910, das sich als ein  „Who is who“ dieser Zeit darstellt.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat aus Sondermitteln des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft die Erwerbung erst möglich gemacht.

Veranstaltungsdaten
Otto-Brahm-Matinee. Lesung mit Christian Grashof
Sonntag, 25.11.2012, 11 Uhr
Akademie der Künste, Pariser Platz  4, 10117 Berlin
Kartenreservierung: Tel. 030 20057-1000, ticket@adk.de
Pressekarten: Tel. 030 20057-1514, presse@adk.de

Für Rückfragen Elgin Helmstaedt, Archiv Darstellende Kunst, Tel. 030 200 57-32 41, helmstaedt@adk.de

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