17.3.2005

"Prolog" zur Eröffnung des Akademie-Neubaus

Einladung zum Presserundgang

Freitag, 1. April 2005, 11.30 Uhr, Pariser Platz 4, 10117 Berlin

Zu zwei Kunstprojekten lädt der Neubau der Akademie am Pariser Platz bereits ab 3. April, sieben Wochen vor dem offiziellen Eröffnungsdatum, ein:

"Prolog" und "mission of art".

Hinter dem lapidaren Titel "Prolog" verbirgt sich die Idee, das Haus als einen neuen Ort der Kunst zu bezeichnen, ohne daß die Akademie eine traditionelle Eröffnungsausstellung im Sinne hätte. Das Behnisch-Durthsche Haus bleibt als Werk der Architektur der Hauptakteur. Die Kunst nähert sich ihm an. Zwölf Künstler, darunter sechs Akademie-Mitglieder, arbeiten, "in situ", kommentieren und kontextualisieren mit ihren Arbeiten die Situation Akademie am Pariser Platz, ihre konkreten Räume und Gegebenheiten ebenso wie Aspekte ihrer Bestimmung und Geschichte.
In den Hallen und im Foyer sowie im Wintergarten der Akademie aber auch in deren von Politik, Diplomatie und Ökonomie besetztem Umfeld werden konkrete, ortsbezogene Erfahrungen der Kunst in Harmonie wie in offenem Widerspruch zur Architektur zu machen sein. Bridget Riley wird eine konkrete Wandmalerei in einer der Hallen realisieren, Remy Zaugg schafft einen cölinblauen Raum der Kunst und der Poesie und Ivan Kafka baut eine kompakte papierene "Linie des Gedächtnisses", die über die Brücke zu dem ursprünglich als Akademie-Archiv gedachten heutigen "Adlon-Palais" führt. Sie erinnert an die vertane Chance, zwischen Pariser Platz und dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas das künstlerische Gedächtnis des 20. Jahrhunderts anzusiedeln. Leonardo Mosso wird die verspielte und verspiegelte Architektur nochmals spiegeln und Bogomir Ecker eine zweiteilige Skulptur im Foyer errichten. Olafur Eliasson wird die erste Ausstellungshalle mit einer Lichtinstallation ausmessen und Heike Baranowsky eine neue Videoarbeit in der für Veranstaltungen noch nicht nutzbaren "Black Box" in den Untergeschossen aufführen. Florian Slotawa baut ein skulpturales Ensemble, dessen Sockel aus Mobiliar und Material des Akademiegebäudes am Hanseatenweg bestehen. Das aufwendigste Projekt des Prologs jedoch stammt von Ayse Erkmen. Leicht und transparent werden in der großen Querhalle der Suite der historischen Ausstellungsräume deren im Maßstab 1:2 reproduzierte Modell-Kuben von der gläsernen Decke hängen und die Situation gleichsam maßstäblich neu ordnen. Kohlefaserrohre und Reispapier sind die Materialien, die die Spanne zwischen moderner Technologie und Tradition aufzeigen. Christina Kubisch hat ein Projekt entwickelt, das die Besucher auf elektromagnetisch-akustische Entdeckungsreise in die Umgebung schickt. Durch Induktion werden in Kopfhörern die spezifischen Klänge elektromagnetischer Felder hörbar gemacht, die von Sicherheitsanlagen, Handies, Transformatoren und anderen elektrischen Systemen ausgesendet werden. Dem "elektrischen Flaneur" erschließt sich so für die Zeit seiner Wanderung ein ganz anderer urbaner Erfahrungsraum.
Ihren Ausgangspunkt nimmt die Wanderung im sogenannten "Bilderkeller" unter den historischen Hallen, in dem die Meisterschüler der Ostakademie in den 50er Jahren ihre unabhängigen Entwürfe von Kunst und Leben hinterlassen haben. Hier wird Christina Kubisch in einer induktiven Spule Klänge aus Metropolen der Welt hörbar machen.
Im "Wintergarten" werden drei Gemälde von Thomas Huber hängen, die im Auftrag der Akademie entstanden sind und aus einer Spende von DaimlerChrysler Services finanziert wurden.
Von Bruce Nauman, der wie Bogomir Ecker, Ivan Kafka, Bridget Riley und Christina Kubisch Mitglied der Akademie ist, wird eine frühere Arbeit aufgeführt.
Der Prolog trägt seinen Titel in doppeltem Sinne: Er ist Vorspiel zur offiziellen Eröffnung des Gebäudes im Mai und zugleich der erste Teil des interdisziplinären Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramms "Raum. Orte der Kunst", das die Akademie im Herbst in ihren beiden Häusern ausrichtet.
Bis zu diesem Herbst wird an der Fassade des Neubaus die Arbeit "mission of art" der Wiener Künstlerin Ruth Schnell zu sehen sein, die die renommierte Ausstellungsmacherin Cathrin Pichler, Wien, kuratiert hat. Sie schließt einen großen Teil der Mitglieder der Akademie ein, die je ein Wort, dem sie unter persönlichem Aspekt eine besondere Bedeutung zumessen, zur Eröffnung übersandt haben. Aus einem "Zauberstab" aus Leuchtdioden, der von einem Computerprogramm gesteuert ist, leuchten die Wörter – sichtbar und zugleich unsichtbar – vor der gläsernen Wand. Schaut man hin, sieht man nur den flirrenden Stab – schaut man aber vorbei, erscheint das Wort ganz unversehens in den Augen, es bildet sich auf der Netzhaut ab. Diese Wörter sind Botschaften der Kunst, Botschaften der Künstler, ihre Eindeutigkeit besteht in der Zumutung, sich auf ein einziges Wort festlegen zu müssen, ihre Offenheit in der ganz unterschiedlichen Bedeutung, die die Wörter für jeden haben, der sie liest. Gemeinsam bilden sie einen Text ohne Syntax, so etwas wie einen Garten der Wörter inmitten der steinernen Stadt.

"Prolog" ist vom 3.4. bis 4.6.2005 im Neubau der Akademie der Künste am Pariser Platz 4 zu sehen. (geschlossen vom 9.5. bis 26.5.)
Eröffnung: 2. 4. 2005, 19.00 Uhr
dienstags bis sonntags 14.00 – 20.00 Uhr
Eintritt frei

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