21.6.2016

Akademie der Künste eröffnet Ivan-Nagel-Archiv

Veranstaltung am 28. Juni u.a. mit den Akademie-Mitgliedern Angela Winkler und Norbert Miller

Die Akademie der Künste eröffnet am 28. Juni das Archiv von Ivan Nagel (1931-2012) mit einer Veranstaltung in Berlin. Der Intendant, Schriftsteller und Theaterkritiker hatte noch zu seinen Lebzeiten die Übergabe seines Archivs an die Akademie vereinbart. Das Archiv spiegelt Nagels vielseitiges Schaffen als Theaterleiter und als Homme de Lettres wider sowie seine besondere Arbeitsweise: das Pendeln, wie er selbst sagte, zwischen dem Theater und dem Schreiben.

Geboren 1931 in Budapest, gelangt Ivan Nagel 1948, staatenlos, über Zürich und Paris zum Studium nach Heidelberg, später nach Frankfurt am Main, wo er Schüler von Theodor W. Adorno wird. Anschließend arbeitet er bis 1961 als Kritiker für die Deutsche Zeitung und Wirtschaftszeitung in Stuttgart und Köln, wird darauf Chefdramaturg in München, arbeitet bei Fritz Kortner, von 1969 ist er für drei Jahre Theater- und Musikkritiker bei der Süddeutschen Zeitung, kehrt dann aber wieder als Intendant des Deutschen Schauspielhauses Hamburg ans Theater zurück. Gegen Ende seiner Hamburger Zeit, 1979, gründet er das Festival Theater der Nationen, das unter dem Namen Theater der Welt bis heute existiert. Erneut wechselt Nagel von der Praxis des Theaters zur Praxis des Schreibens, nun als Kulturkorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in New York, forscht anschließend als Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin über Mozarts Opern, um sich darauf als Schauspielintendant für das Stuttgarter Theater zu engagieren, dann wiederum als Fellow nach Berlin zurückzukehren und anschließend eine Professur für Ästhetik und Geschichte an der Universität der Künste anzunehmen. Der Akademie der Künste gehört er seit 1992 als ihr Mitglied an. Ivan Nagel verstirbt 2012 in Berlin.

Im Ivan-Nagel-Archiv, das 18,2 laufende Meter umfasst, lassen sich neben persönlichen Unterlagen Studienmaterialien wie auch Belegexemplare seiner journalistischen Tätigkeit finden. Programmhefte, konzeptionelle Materialien, Verträge und vor allem Pressesammlungen zeugen von seinen Engagements als Intendant, zuletzt in der Spielzeit 1998/99 als Schauspieldirektor in Salzburg. Seine Essays und Vorträge über Musik und Theater sowie über bildende Kunst und Kulturpolitik liegen in verschiedenen Arbeitsstadien bis zur Druckfassung vor, die Nagel auch nach Erscheinen, wie seine Annotationen in den Büchern belegen, stets weiterbearbeitete. Das gilt aber auch für seine bedeutenden Werke zur Geschichte der Künste im 18. Jahrhundert, die das Drama in den Künsten sowie die Position des Intellektuellen und des Künstlers beleuchten. Diese wie auch Nagels nach seinem Tod 2012 erschienenes Werk über Shakespeares Kaufmann von Venedig werden zudem von umfangreichen Materialsammlungen begleitet. Einen Eindruck von Ivan Nagels künstlerischem und wissenschaftlichem Austausch vermittelt seine Korrespondenz mit Institutionen, vor allem aber mit Kollegen und Freunden wie Susan Sontag, Friedrich Dieckmann, Durs Grünbein, Reinhard Koselleck, György Kurtág, Fred Licht, György Ligeti, Peter Szondi, George Tabori, Peter Wapnewski oder Robert Wilson.

In einer Soiree am 28. Juni, dem 85. Geburtstag Ivan Nagels, stellt die Akademie der Künste in Kooperation mit dem Suhrkamp Verlag Ivan Nagels Archiv der Öffentlichkeit vor. Der Begrüßung durch den Direktor des Archivs Werner Heegewaldt folgt ein Gespräch zwischen dem Literaturwissenschaftler Norbert Miller und Thomas Sparr, literarischer Nachlassverwalter Ivan Nagels sowie Editor-at-Large im Suhrkamp Verlag. Angela Winkler liest aus Texten Ivan Nagels. Eine Vitrinenausstellung sowie eine Bild- und Toncollage ergänzen die Veranstaltung.

Veranstaltungshinweis
Von Budapest um die Welt nach Berlin
Ein Abend für Ivan Nagel (1931-2012)
Dienstag, 28. Juni 2016, 20 Uhr
Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin
Eintritt € 5/3
Kartenreservierung: ticket@adk.de, Tel. 030 20057-1000
Pressekarten: presse@adk.de, Tel. 030 20057-1514
Veranstaltung in Kooperation mit dem Suhrkamp Verlag

Für Rückfragen
Archiv Darstellende Kunst der Akademie der Künste
Sabine Zolchow, Tel. 030 20057-3217, zolchow@adk.de
Stephan Dörschel, Tel. 030 20057-3254, doerschel@adk.de