18.11.2004

Ivan Nagel erhält den Heinrich-Mann-Preis 2005

Ivan Nagel erhält den Heinrich-Mann-Preis 2005 der Akademie der Künste.

Ingomar von Kieseritzky, Kurt Scheel und die diesjährige Preisträgerin Claudia Schmölders bildeten die unabhängige Jury. In ihrer Begründung heißt es: "Den Heinrich-Mann-Preis des Jahres 2005 erhält Ivan Nagel, der einstige Intendant, der Doyen und engagierte Biograph des Regie-theaters, der sensible und unbeugsame Anwalt der Aufklärung, der unerschrockene Analytiker politisch-kulturpolitischer Entwicklungen im allgemeinen und der Befindlichkeit Amerikas im besonderen – geistige und gesellschaftliche Verfaßtheiten, die er in ihrer Sprache diagnostizierte. Die Ehrung gilt vor allem einem großen Essayisten, dem homme engagé, der den europäischen Holocaust überlebte, ohne Europa und das Lob seiner Kultur aufzugeben, ganz im Sinne des Namensgebers des Preises".

Ivan Nagel wurde 1931 in Budapest geboren. Er studierte Germanistik in Paris und Heidelberg, ab 1954 Philosophie und Soziologie bei Theodor W. Adorno in Frankfurt am Main. Als Theaterkritiker schrieb er für die "Deutsche Zeitung", die "Süddeutsche Zeitung" und die "FAZ". Ab 1962 war er Chefdramaturg an den Münchner Kammerspielen, von 1972-1979 Leiter des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg, 1981 gründete er die Festspiele "Theater der Welt". 1985-1988 leitete er das Württembergische Staatsschauspiel. 1989-1996 war er Professor für "Ästhetik und Geschichte der Darstellenden Künste" an der Berliner Hochschule der Künste, 1994 Initiator des "Rats für die Künste in Berlin", 1998 Schauspielchef der Salzburger Festspiele. Seit 2000 lehrt er als Professor für Geistes-geschichte an der Central European University in Budapest. Seit 1992 ist er Mitglied der Akademie der Künste, Abteilung Darstellende Kunst. Ivan Nagel lebt in Berlin.

Die wichtigsten seiner Essays sind in Sammelbänden erschienen: "Autonomie und Gnade. Über Mozarts Opern" (1985), "Gedankengänge als Lebensläufe. Versuche über das 18. Jahrhundert" (1987), "Kortner Zadek Stein" (1989), "Ariadne auf dem Panther. Zur Lage der Frau um 1800" (1993), "Vier Regisseure des Welttheaters: Bondy, Castorf, Sellars, Wilson" (1996; mit Benjamin Henrichs), "Der Künstler als Kuppler - Goyas nackte und bekleidete Maja" (1997), "Streitschriften – Politik, Kulturpolitik, Theaterpolitik" (2001) und "Das Falschwörterbuch. Krieg und Lüge am Jahrhundertbeginn" (2004).

Der Heinrich-Mann-Preis wird am 10. April 2005 in der Akademie der Künste durch den Präsidenten Adolf Muschg verliehen. Die Laudatio hält Luc Bondy. Der mit 8.000 € dotierte Preis für Essayistik wird jährlich durch eine unabhängige dreiköpfige Jury vergeben.
Die Preisträger der vergangenen Jahre waren Claudia Schmölders (2004), Wolfgang Schivelbusch (2003) und Götz Aly (2002).

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