27.10.2004

Hommage à Ivo Andric und Danilo Kiš

DRAUSSEN VOR DER TÜR - Rahmenprogramm zur Ausstellung
"E.U. positive – Kunst aus dem neuen Europa"

Mitglieder der Akademie und ihre Gäste erinnern an die großen Autoren aus jenen südost-europäischen Ländern, die für die nächsten Jahre nicht zur EU gehören werden – Autoren, die Weltrang haben, doch in Mitteleuropa beinahe schon wieder vergessen sind.

Dienstag, 2. November 2004, 20.00 Uhr
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Halle 2
Eintritt € 6.- / ermäßigt € 4.-

Es sprechen Claudio Magris und György Konrád. Einführung: Adolf Muschg
Es lesen Katharina Thalbach und Christian Nickel.

"Die Brücke über die Drina" wird in dem gleichnamigen Roman von Ivo Andrić Zeuge der Auseinandersetzungen zwischen Orient und Okzident. Unter vielen Mühen und Opfern wurde sie vor allem von der ortsansässigen Bevölkerung in Bosnien gebaut, 1914 wird sie zerstört, eine Welt zerfällt. In seinen Chroniken über das türkische Reich, über Österreich-Ungarn und den Balkan bewahrt Andrić sein historisches Wissen von Gewalt, Hass, vergeblicher Mühsal.
Ivo Andrić, 1892 in Travnik / Bosnien geboren, lebte in Sarajevo, Zagreb, Wien, Krakau, Graz, Rom, Bukarest, Madrid, Genf, Berlin und Belgrad. 1961 Nobelpreis für Literatur. Er starb 1975 in Belgrad. Auf dt. erschienen u.a. "Die Brücke über die Drina" (1953), "Die Brücke über die Žepa" (1957) "Audienz beim Wesir" (1961).
Danilo KiŠ nahm immer wieder die Gelegenheit wahr, das seltsame und tragische Leben seines Vaters, der in Auschwitz ermordet wurde, in einprägsamen Bildern zu erzählen. Auf unvergleichlich poetische Weise leistet er sorgfältigste Erinnerungs-arbeit gegen die "Asche des Vergessens", den einzig wirklichen Tod. "Ich wollte möglichst viele Informationen über meinen Vater aufschreiben, um in Stunden der Verzweiflung einen Beweis zu haben, dass sein Leben nicht überflüssig gewesen war, dass es auf der Welt noch Menschen gibt, die ein jedes Leben aufzeichnen und hoch schätzen, jedes Leiden, jede menschliche Existenz."
Danilo KiŠ, 1935 in Subotica / Vojvodina geboren, lebte in Novi Sad, Belgrad und Paris. Er starb 1989 in Paris. Auf dt. erschienen u.a. "Garten, Asche" (1968), "Ein Grabmal für Boris Dawidowitsch" (1983), "Enzyklopädie der Toten" (1986), "Sanduhr" (1988).

In Zusammenarbeit mit Südost Europa Kultur e.V.
Mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Preußische Seehandlung.

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