4.5.2006

Zwischen Ausgrenzung und Selbstbehauptung

Lesung im Zusammenhang mit der Ausstellung "Ausgrenzung aus der Volksgemeinschaft – Homosexuellenverfolgung in der NS-Zeit" (3. bis 14. Mai)

Donnerstag, 11. Mai 2006, 20 Uhr, Akademie der Künste, Pariser Platz 4, Eintritt frei

Eine Veranstaltung des Kulturrings in Berlin e.V. in Kooperation mit der Akademie der Künste

Im Gedenken an die Opfer der NS-Zeit stellt sich immer auch die Frage nach der Gegenwart. Dies fordert dazu auf, die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden. Das Bild von der Geschichte wird nicht nur durch Erinnerungen und die wissenschaftliche Aufarbeitung geprägt, sondern auch durch die Gestaltung in der Kunst. Die Literatur ist in besonderem Maße geeignet, zum Nachdenken anzuregen.

Es lesen Klaus Berndl, Mario Wirz und Michael Sollorz.

Moderation Dr. Barbara Reisch, Stellvertretende Vorsitzende des Kulturring in Berlin e.V.

Klaus Berndl
Feindberührung
Klaus Berndl, geb. 1966 in Mayen. Studium der Geschichte und Skandinavistik, 2001 Promotion. Lebt als Autor in Berlin. 2001 Martha-Saalfeld-Preis für „Geismar“. 2004 erschien „Feindberührung“ (Roman).

Michael Sollorz
Sozialismus mit Männer-Tanz
Michael Sollorz, geb. 1962 in Ostberlin, Dachdecker,Zirkusarbeiter, Zootierpfleger, lebt als Autor in Berlin. Veröffentlichungen u.a. "Abel & Joe","Orakel", "Benjamins Tagebuch".

Mario Wirz
Sieben Leben hat die Woche
Mario Wirz, geb. 1956 in Marburg a.d. Lahn, Schauspieler und Regisseur, seit 1989 als freier Schriftsteller in Berlin. 1991 Erster Preis des PEN-Club Liechtenstein. Veröffentlichungen u.a. „Es ist spät, ich kann nicht atmen“ (Lyrik), „Ich rufe die Wölfe“ (Lyrik), „Umarmungen am Ende der Nacht“ (Prosa).

Kontakt: Projektbüro Rosa Winkel, Tel. 2804 5769, rosawinkel@kulturring.org

 

Zur Ausstellung „Ausgrenzung aus der Volksgemeinschaft – Homosexuellenverfolgung in der NS-Zeit“  in der Akademie der Künste vom 3. bis 14. Mai. Die Ausstellung wird zusammen mit der Präsentation der Wettbewerbsarbeiten für das "Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen" in der Akademie der Künste gezeigt.

Die Ausstellung bietet einen Überblick über die nationalsozialistische Homosexuellenpolitik und gibt Einblicke in die Verfolgung Homosexueller.

1933 verschärfte sich die Diskriminierung. Die Ermordung des homosexuellen SA-Führers Ernst Röhm im Sommer 1934 markierte einen Politikwechsel: An seinem Beispiel wurde die Homosexualität zum Verbrechen gegen den NS-Staat erklärt. Razzien und KZ-Haft folgten.

Im September 1935 stellte die Justiz jegliche homosexuellen Handlungen unter ein verschärftes Sonderstrafrecht (§ 175, 175a RStGB). Von 1935 bis 1938 verdreifachten sich die Verurteilungszahlen reichsweit. Aufgabe der Justiz war es, jegliche homosexuelle Handlungen durch abschreckende Strafen zu verhindern.

Politisches Ziel war es, den „Volkskörper“ von „homosexueller Verseuchung“ zu „reinigen“ und die NS-Organisationen von Homosexuellen „rein“ zu halten. Entsprechend konnten die Folgen dieser Politik für den Einzelnen unterschiedlich aussehen: Das Spektrum reichte von Bestrafung und Freiheitsentzug, vom Verlust von Wohnung, Arbeitsplatz und Eigentum bis zur KZ-Haft für angeblich unverbesserliche Wiederholungstäter. Die Intensität der Verfolgung ließ bis zur Kapitulation nicht nach. Mehr als die Hälfte der Strafverfahren wurden durch Denunziationen aus der Bevölkerung ausgelöst.

Ab 1945 gab es Bestrebungen bei den Alliierten, das NS-Sonderstrafrecht gegen Homosexuelle abzuschaffen. In der DDR führte dieser Konsens 1950 zur Rückführung des § 175 auf die vor-nationalsozialistische Fassung; in der Bundesrepublik wurde der Paragraph bis 1969 unverändert beibehalten.

Einstimmig hat der Bundestag im Jahr 2000 anerkannt, dass den Homosexuellen im Nationalsozialismus und im Nachkriegsdeutschland schweres Unrecht widerfahren ist. 2002 wurden die Urteile nach §§ 175 und 175a Ziff. 4 StGB aufgehoben.

Ausstellung vom 3. bis 14. Mai 2006 in der Akademie der Künste, Pariser Platz 4, Berlin-Mitte
Saal 1 + 2
Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 14.00-20.00 Uhr
Eintritt frei

Die Ausstellung ist vom 6. bis 28. April im Deutschen Bundestag zu sehen:

http://www.bundestag.de/bau_kunst/ausst/parl_hist/verfolg_homo/index.html

 


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