13.6.2006

Neue Mitglieder in der Akademie der Künste - Übersicht

Auf der Frühjahrs-Mitgliederversammlung der Akademie der Künste am 29. April 2006 wurden 16 Mitglieder neu gewählt. Mittlerweile haben alle die Annahme der Wahl bestätigt.

Sektion Bildende Kunst

Wulf Herzogenrath
1944 geb. in Rathenow/Mark Brandenburg; Studium der Kunstgeschichte, nach 1968 weltweite Tournee der Ausstellung "50 Jahre Bauhaus"; 1971/72 Museum Folkwang Essen, 1973-89 Direktor des Kölnischen Kunstvereins. Seit 1974 Thematisierung der Neuen Medien, Fotografie, Film und Video in Ausstellungen, Texten oder Büchern. 1976 Vorbereitung der ersten europäischen Einzelausstellung für Nam June Paik sowie der ersten Monographie; 1999 umfassender Katalog zur Retrospektive in der Kunsthalle Bremen. 1977 und 1987 Mitglied im Leitungsteam der documenta 6/8 in Kassel. 1985-93 Beirat des Goethe-Instituts München. 1980-90 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine. 1979 Ausrichtung der ersten europäische Einzelausstellung für John Cage. 1989-94 Hauptkustos der Nationalgalerie Berlin. Seit 1994 Direktor der Kunsthalle Bremen, seit 1995 Professor an der Hochschule für Künste Bremen.

Sektion Baukunst

Shigeru Ban
1957 geb. in Tokio; Studium am Southern California Institute of Architecture, weiterführende Studien an der Cooper Union School of Architecture; Mitarbeit im Büro Arata Isozaki, Tokio; 1985 Gründung des eigenen Büros Shigeru Ban Architects in Tokio und seit 1995 Berater des UN-Flüchtlingskommissars (UNHCR). Gastprofessuren in Japan und USA; 2000 Förderungspreis Baukunst des Kunstpreises Berlin; seit 2001 Professur an der Keio University. Bauten und Projekte u.a. 1999 Pappröhren-Notunterkunft für Flüchtlinge, Rwanda; 2000 Pappröhren-Blockhaus, Notunterkünfte für Erdbebenopfer, Westtürkei; EXPO-Pavillon für Japan (in Kooperation mit Frei Otto), Hannover; Naked Haus, Kawagoe; 2001 Kindertagesstätte des Imai Hospital, Odate; Sporthalle des Imai Hospital, Odate.

Henri Bava
1957 geb. in Tunis, lebt in Paris und Karlsruhe; 1980-1984 Studium an der Ecole Nationale Supérieure du Paysage, Versailles, Diplom als Landschaftsarchitekt; 1986 Gründung des Landschaftsarchitekturbüros Agence Ter in Paris zusammen mit Michel Hoessler und Olivier Philippe, 2001 auch in Karlsruhe; 1986-1998 Dozent an der ENSP in Versailles; seit 1998 Professor an der Universität Karlsruhe. Zahlreiche Projekte und Wettbewerbe u.a.: 1998 Landesgartenschau 2000 „Aqua Magica“, Bad Oeynhausen und Löhne;1999 Städtebauliche Planung und Gestaltung Lille/Euralille; 2001 Landschaftspark Emscherbruch, Herten und Recklingshausen; 2002 Industrielandschaft Zollverein Essen; 2002 Vorentwurf KunstGartenKunst Hannover; 2003 Förderungspreis Baukunst des Kunstpreises Berlin.

Winfried Brenne
1942 geb. in Plauen/Vogtland; Architekturstudium Wuppertal und TU Berlin; 1975-78 Architekt im Büro AGP, Berlin; 1978-90 Architekturwerkstatt mit H. Pitz; seit 1990 eigenes Architekturbüro; seit 1994 Lehrauftrag TFH Berlin; seit 2001 Architekten-ARGE Winfried Brenne, Joachim Eble, Berlin sowie BRENNE Gesellschaft von Architekten mbH, Denkmalpflegerische Konzepte, Umnutzungskonzepte, Neubauten, Instandsetzung und Modernisierung. Lebt in Berlin.
Bauvorhaben u.a:. Ehemalige Bundesschule des ADGB, Bernau, 2001-2006; Sanierung der Wohnanlage Heinz-Bartsch, Berlin-Prenzlauer Berg, 1999; Verleihung des Bauherrenpreises "Modernisierung 1999"; Gartenstadt am Falkenberg, Berlin-Treptow, seit 1991 restauratorische Untersuchungen, Ausführungsplanung und Bauleitung zur denkmalgerechten Wiederherstellung.
1999 Anerkennungsurkunde Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten "Bauen und Wohnen mit nachwachsenden Rohstoffen".

Matthias Sauerbruch
1955 geb. in Konstanz; Studium an der Architectural Association in London und Mitarbeit bei Elias Zenghelis und Rem Koolhaas. Seit 1989 mit Louisa Hutton gemeinsames Büro in Berlin. Bauten u.a. Photonikzentrum in Berlin-Adlershof, Experimentelle Fabrik in Magdeburg, GSW Hauptverwaltung in der Kochstraße, Berlin, Umweltbundesamt in Dessau. Preisträger in Wettbewerben: Sammlung Brandthorst auf dem Gelände der Münchner Pinakotheken und Museum of Modern Art in Sydney. Lehrämter: 1995-2001 an der TU Berlin, seit 2001 an der Akademie der Bildenden Kunst in Stuttgart.

Sektion Musik

Olga Neuwirth
1968 geb. in Graz; studierte Komposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und am Elektroakustischen Institut in Wien. Weitere Studien absolvierte sie in den USA. Wesentliche Anregungen erhielt sie durch die Begegnungen mit Adriana Hölszky, Tristan Murail und Luigi Nono. Es folgten Studienjahre in Paris und am IRCAM, wo sie sich besonders mit elektronischer Musik auseinandersetzte. Sie wurde vor allem mit ihren multimedialen Arbeiten und Musiktheaterwerken bekannt. Neuwirth erhielt den Förderpreis der Ernst von Siemens-Musikstiftung, den Hindemith-Preis des Schleswig-Holstein-Musik-Festivals und war mehrfach composer-in-residence bei internationalen Festivals und Orchestern.

Walter Zimmermann
1949 geb. in Schwabach (Mittelfranken); studierte zunächst Klavier und später Komposition bei Werner Heider und Mauricio Kagel und setzte seine Studien in den Niederlanden und USA fort. Zurück in Deutschland gründete er 1977 das Beginner-Studio in Köln. Er beschäftigte sich intensiv mit John Cage und Morton Feldman und veröffentlichte die Publikation "Morton Feldman Essays". Zimmermann ist seit 1993 Professor für Komposition an der Universität der Künste in Berlin. Seine oft experimentellen Werke werden auf vielen Festivals gespielt und wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Sektion Literatur

Thomas Hürlimann
1950 geb. in Zug (Schweiz); Philosophie-Studium an der Universität Zürich und an der FU Berlin. Arbeitete am Berliner Schiller-Theater 1982 und 1985 als Regieassistent und Produktions-dramaturg. Debüt als Autor 1981 mit dem Erzählband “Die Tessinerin”. „Der große Kater“. Roman, 1998; „Fräulein Stark“, 2001; Stücke: „Grossvater und Halbbruder”, 1981; „Der letzte Gast”, 1990; „Claus Lymbacher”, 1990; „Der Gesandte”, 1991 (alle UA am Schauspielhaus Zürich). „Himmelsöhi, hilf! Über die Schweiz und andere Nester“ Kleine Schriften vermischten Inhalts, 2002. Lebt seit 1985 wieder in der Schweiz.

Reinhard Jirgl
1953 geb. in Berlin (Ost); aufgewachsen in der Altmark. Elektrotechnik-Ingenieurstudium an der Humboldt-Universität, 1975 erste Schreibversuche. 1978-1995 Arbeit als Techniker an der Berliner Volksbühne. Werke: „Mutter Vater“ Roman, 1990; „Im offenen Meer“ Schichtungsroman, 1991;
„Das obszöne Gebet. Totenbuch“, 1992; „Abschied von den Feinden“ Roman, 1995; „Hundsnächte“ Roman, 1997; „Die Atlantische Mauer“ Roman, 2000; „Genealogie des Tötens“ Trilogie, 2002; „Die Unvollendeten“ Roman, 2003; „Abtrünnig“ Roman, 2005. Auszeichnungen (u.a.): 1993 Alfred-Döblin-Preis; 1998 Berliner Literaturpreis der Stiftung Preußische Seehandlung; 1999 Josef-Breitbach-Preis. Lebt in Berlin.

Norman Manea
1936 geb. in der Bukowina, wurde 1941 mit seiner Familie in ein Konzentrationslager in der Ukraine deportiert, überlebte Gefangenschaft und veröffentlichte in Rumänien bis zu seiner Emigration mehrere Bücher. Lebt seit 1986 in New York, dort Professor für European Studies and Culture am Bard College. Prosa, Essays. Veröffentlichungen u.a.: "Der schwarze Briefumschlag", 1995; der Essayband "Über Clowns",1999; „Die Rückkehr des Hooligan“, 2004.

Martin Mosebach
1951 geb. in Frankfurt/Main; Erzähler, Essayist, Theaterautor, Dichter und Kritiker.
Preise u.a.: Heimito-von-Doderer-Preis, 1999; Heinrich-von-Kleist-Preis, 2002; Kranichsteiner Literaturpreis, 2005. Veröffentlichungen u.a.: "Westend", 1992; "Die Türkin"; 1999;
"Der Nebelfürst", 2001; "Häresie der  Formlosigkeit. Die römische Liturgie und ihr Feind", 2002; "Das Beben", 2005; "Du sollst dir ein Bild machen. Über alte und neue Meister", 2005; „Schöne Literatur. Essays“, 2006. Lebt in Frankfurt.

Péter Nádas
1942 geb. in Budapest; arbeitete dort lange als Zeitschriftenfotograf und Journalist. Prosa, Dramen, Essays. 1965 erschien seine erste Erzählung in einer literarischen Zeitschrift. Wenig später gab er die professionelle Fotografie auf, um als freischaffender Schriftsteller zu arbeiten. Veröffentlichungen u.a.: „Etwas Licht. Fotoband“, 1999; „Schöne Geschichte der Fotografie“, 2001; „Der eigene Tod“, 2003; „Freiheitsübungen und andere kleine Prosa“, 2004. Lebt in Gombosszeg im Südwesten Ungarns.

Ingo Schulze
1962 geb. in Dresden; studierte klassische Philologie in Jena; war bis 1990 als Dramaturg am Landestheater Altenburg, dann in einer Zeitungsredaktion tätig. 1993 Aufenthalt in Sankt Petersburg. Für "33 Augenblicke des Glücks" Auszeichnung mit dem Alfred-Döblin-Förderpreis und dem Ernst-Willner-Preis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs. „Simple Storys“ erschien 2000, „Neue Leben“ 2005. Erhielt 2001 den Joseph-Breitbach-Preis (gemeinsam mit Dieter Wellershoff und Thomas Hürlimann). Lebt in Berlin.

Uwe Timm
1940 geb. in Hamburg; nach Kürschnerlehre und –arbeit Abitur am Braunschweig-Kolleg, Philosophie- und Germanistikstudium in München und Paris. Promotion über Albert Camus. Anschließend Studium der Soziologie und Volkswirtschaftslehre. Recherche- und Entdeckungsreisen unter anderem nach Namibia, Peru und auf die Osterinseln. Setzte der Studentenrevolte mit seinem ersten Roman "Heißer Sommer", 1974; ein literarisches Denkmal. Romane (u.a.) "Morenga", 1978; "Kerbels Flucht", 1980; "Der Schlangenbaum", 1986; "Rot", 2001; autobiografische Erzählung "Am Beispiel meines Bruders", 2003; bekanntestes seiner vier Kinder- und Jugendbücher: "Rennschwein Rudi Rüssel",1989. Lebt in München und Berlin.

Sektion Darstellende Kunst

Hans Neuenfels
1941 geb. in Krefeld; Regisseur, Filmemacher und Schriftsteller. Von 1986 bis 1990 war Hans Neuenfels Intendant der Freien Volksbühne in Berlin. Seit 1974 Opernregie: u. a. Verdis „Il Trovatore“ (Nürnberg, Berlin), Verdis „Macbeth“ und „Aida“ (Frankfurt), „Die Macht des Schicksals“, „Rigoletto“ und Zimmermanns „Die Soldaten“ (Deutsche Oper Berlin), Adriana Hölszkys „Die Wände“ (Wiener Festwochen), „Der König Kandaules“ von Alexander von Zemlinsky (Volksoper Wien) und Giacomo Meyerbeers „Le prophète“ (Wiener Staatsoper). „Entführung aus dem Serail“ (Stuttgart) wurde 1998 zur Aufführung des Jahres gekürt. Seine Inszenierungen im Jahre 2004 waren LeoŠ Janáčeks „Več Makropulos  (Stuttgart), „Fidelio“ (Hamburg), „Die Schnecke“ (Nationaltheater Mannheim) und „Lady Macbeth von Mzensk“ (Komische Oper Berlin). 2005 schrieb und inszenierte er für die RuhrTriennale die Oper „Schumann, Schubert und der Schnee“ und wurde zum „Opernregisseur des Jahres“ gekürt.

Alain Platel
1956 geb. in Flandern; studierte neben Choreographie- und Tanz auch Psychologie und Pädagogik in Gent. Er arbeitete nicht nur als Tänzer, sondern auch als Therapeut für behinderte Kinder, ehe er 1984 in Gent „Les Ballets C. de la B.“ gründete. Mit der Produktion „Bonjour Madame“ wurde er international bekannt. Platel leitet außerdem Workshops zum Tanztheater und arbeitet an Video- und Filmprojekten mit. 2004 wurde er in Taormina für sein Lebenswerk mit dem Europäischen Theaterpreis ausgezeichnet, dem „Preis für neue Realitäten“. Zu seinen Stücken gehören „Vespero“, 2006; „Wolf”, 2003; „Allemaal Indiaan”, 2000; „Iets op Bach”, 1998; „La Tristezza Complice”, 1995 u.a..

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