Politische Körper. Robert Wilson: Dancing in My Mind – für Suzushi Hanayagi

Ausstellung

Robert Wilsons Videoinstallation "Dancing in My Mind" ist eine Hommage an die Choreographin und Tänzerin Suzushi Hanayagi (geb. 1928). Ausgebildet in klassischen Stilen des Kabuki und Nô und inspiriert von der Fluxusbewegung kam sie Anfang der 1960er Jahre alleine von Osaka nach New York – auf der Suche nach neuen Impulsen für ihre Kunst, deren poetische Abstraktion sie liebte, deren Formalität sie jedoch als erstarrt empfand. Als Akteurin des Judson Dance wurde sie Mittelpunkt eines avantgardistischen Kreises, kreierte Tanzstücke mit Carla Blank, arbeitete mit Merce Cunningham und Yoko Ono, verfolgte daneben in Japan ihre klassische Karriere weiter. Anfang der 1980er Jahre traf sie Robert Wilson, der in ihr eine kongeniale Partnerin, die Mit-Erfinderin seiner magischen Bewegungssprache fand. Für ihn choreographierte sie bis 1999 u.a. "Alkestis", "Hamletmaschine", "The Knee Plays", "The Forest" und "Dr. Faustus Lights the Lights".

Die Wiederbegegnung mit Suzushi Hanayagi 2008 in einem Heim für Demenzkranke, ihre wortlose Erinnerung an Gesten des Tanzes bewegte Wilson, ihre Kunst gemeinsam mit befreundeten Künstlern in einem dreiteiligen Gedächtnisbild festzuhalten.

In der Installation "dancing in my mind – für suzushi hanayagi" setzt Robert Wilson die Künstlerin in einem Videoporträt in Szene. Filmische Bilder, gespielt auf eine Vielzahl unterschiedlich großer Monitoren, reflektieren Tanz und Persönlichkeit von Suzushi Hanayagi. Die Performance "KOOL" (12.09., Hanseatenweg) für sechs Tänzer aus New York und Djakarta führte Robert Wilson mit der Choreographin Carla Blank und anderen künstlerischen Freunden von Suzushi Hanayagi aus deren New Yorker Avantgardezeit zusammen. Choreographien von Hanayagi, traditionelle und neue, zur traditionellen Tanzkunst Ostasiens in Beziehung stehende Soli verbinden sich mit Film- und Bildprojektionen zu einer Inszenierung von großer Transparenz. Nach den Performances wird jeweils der Dokumentarfilm "KOOL – Dancing in My Mind" von Robert Wilson und Richard Rutkowski gezeigt. Der Film, der in der Begegnung zwischen Wilson und der heute an den Rollstuhl gefesselten Künstlerin seinen Ausgangspunkt nimmt, ist Bild einer außergewöhnlichen Frau und bewegendes Dokument einer Künstlerfreundschaft zugleich.

Eröffnung der Installation am 25.08. mit Robert Wilson
Eintritt frei
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds

26.8. — 12.9.2010
Videoporträt von Robert Wilson, Realisierung Noah Khoshbin
dienstags bis sonntags, 11-20 Uhr
Eintritt frei