Zur Ausstellung

"Realidad y Utopía. Argentiniens künstlerischer Weg in die Gegenwart" unternimmt den Versuch, eine argentinische Mentalitätengeschichte in Bildern zu erzählen, die eng mit der Kultur- und Kunstgeschichte Europas und der Entkolonisierung verbunden ist. Wie sieht das argentinische Bildgedächtnis, reflektiert in Malerei, Installation, Video und Fotografie aus? Aus welchen modernen Traditionen schöpft die vitale zeitgenössische Kunstszene? Was sind die gesellschaftspolitischen und die ästhetischen Topoi, die eine argentinische Kunstszene ausmachen?

Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem Spannungsfeld zwischen Wirklichkeit und Utopie und eröffnet einen imaginären Atlas, der Themen wie Erfahrung von Weite und Unendlichkeit, Erinnerung der Ursprünge, die Komplexität von Identität und die Produktion von Gewalt aufgreift.

Landschaftsbilder und Stadtansichten aus dem beginnenden 20. Jahrhundert werden den urbanen Fotografien Horacio Coppolas aus den 30er-Jahren gegenübergestellt, im Vergleich zu den aktuellen Arbeiten von Jorge Macchi der Serie "Citas" oder den "Spacial Concepts" von Lucio Fontana. Ebenso radikal und spannungsgeladen ist die politische Dimension, ausgehend von den expressionistischen Satiren von Carlos Alonso mit "Censorship" oder den religionskritischen Arbeiten von León Ferrari in "Nunca mas" und "Carta a un general", die vor allem durch die Protestbewegung Tucuman Arde in den 60er-Jahren ihren internationalen Ausdruck gefunden hat. Die Fotoarbeiten von Leonel Luna oder die Aktionen und Interventionen des Künstlerkollektivs Etcétera führen diese Intentionen im aktuellen Kontext fort. Graciela
Sacco hinterfragt mit ihrer jüngsten Installation "m2" die Verortung
von Heimat und Ursprung ebenso wie Nicolas García Uriburu mit seinen Skulpturen aus den 1970er Jahren. Und Mariano Sardón zitiert in seinen "Libros de Arena" den Surrealismus Borges' auf der Suche nach dem Universalismus.

Kuratorin: Diana B. Wechsler
Produktion: Pelusa Borthwick

--> Audioeinführung in die Ausstellung auf Deutsch, Englisch und Spanisch


Saal 1 der Ausstellung, im Hintergrund zu sehen: Videoinstallation von Carlos Trilnick, Por qué pintar un cuadro negro,(Warum ein schwarzes Quadrat malen), 2002. Foto © Leo Kaufmann
Saal 2 der Ausstellung, im Hintergrund zu sehen: Installation von Tomás Saraceno, Flying garden/Air-Port-City, 2008 (links), Fotografie von Matilde Marín, Itinario hacia el horizonte (Reise bis zum Horizont), 2006, (rechts). Foto © Leo Kaufmann
Saal 3 der Ausstellung. Foto © Leo Kaufmann