P R O G R A M M

„VERLÄSST MICH“

Musik und Lesung in ungarischer und deutscher Sprache

21.5. Sonntag
20.00 Uhr, Halle 2
Eintritt € 3,-/ermäßigt € 1,50

Mutterschaft, Natur, Alltagssorgen sind die wichtigsten Themen des neuen Gedicht-Bandes „Rögzített mozgás“ (Befestigte Bewegung, 2004) von Anna T. Szabó. Die Autorin hält Ereignisse, Emotionen und Stimmungen mit der für sie charakteristischen fotografischen Tiefenschärfe fest. Sie spricht über das Persönlichste in der sachlichsten Weise. Diese Spannung durchzieht ihre Lyrik. Dynamik entströmt ihren Gedichten, und diese Kraft zügelt disziplinierte Form. Sie erlaubt den Bildern nicht, sich loszureißen. Zurückhaltung und Bändigung steigern den Schwung, beinahe bis zur Explosion. Anna T. Szabó riskiert in ihrer Lyrik die Behauptung, das Leben sei schön und habe einen Sinn – ohne uns davon überzeugen zu wollen.
(Magdolna Kocziha, Collegium Hungaricum, Wien 2005)

Der Roman „Der weiße König“ von György Dragomán ist eine andere Geschichte Osteuropas – besser gesagt: Rumäniens – im späten 20. Jahrhundert, als auf den Bürgerkrieg eine erneuerte Diktatur folgte. Wir sehen die Geschichte aus dem Blickwinkel eines Jungen, der erregt, praktisch in einem Atemzug, erzählt, wie sein Vater in ein Arbeitslager gebracht wurde und wie er und seine Mutter die schreckliche Zeit überlebten. Die Kapitel des Romans können als short stories gelesen werden. Jedes erzählt von einer Initiation: eine Hausdurchsuchung, ein Fußballspiel am Tag von Tschernobyl, die Tötung einer Katze, die Versuche der Mutter, sich einem afrikanischen Botschafter anzubieten, die grausamen Kriegsspiele der Jungen, die die Taten ihrer Väter kopieren. Die Geschichten, die von der Konfrontation des Jungen mit Sex und Gewalt erzählen, sind selbst in ihren dunkelsten Momenten voller Vitalität und Humor.

Für Hèctor Parra geben häufig Fragen der Wahrnehmung den grundlegenden Impuls für ein neues Stück. Er geht gern von Visuellem aus, von Malerei und Zeichnung, und denkt den Klang eher in Kategorien von Farbe und Skulptur als strukturell-abstrakt. Nicht von ungefähr heißt deshalb sein 2004 geschriebenes Orchesterstück „Chroma“. Die für die Werkstatt ausgewählten Klavierkompositionen schlagen einen Bogen von seinem ersten „ernsten“ Stück „Three Pieces for Piano“ (1999), das noch von der zweiten Wiener Schule und der romantischen, virtuosen Klaviertradition beeinflußt war, bis zu dem 2005 entstandenen „Impromptu“. Dieses faßt wie in einem Prisma die Texturen der großen Orchesterarbeiten, dem Farbspektrum des Pianos angepaßt, zusammen.

Junge Akademie der Künste