19.2.2012, 11 Uhr

Akademie der Künste trauert um Thomas Langhoff

Thomas Langhoff. Foto Inge Zimmermann

Der Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter, der am 18. Februar im Alter von 73 Jahren verstarb, war seit 1990 Mitglied der Akademie und von 1994 bis 2003 sowie seit 2006 Direktor der Sektion Darstellende Kunst.
Sein Tod reißt eine nicht zu schließende Lücke in das Herz des Theaters. Viele Künstler, die Mitglieder der Akademie und ihre Mitarbeiter betrauern diesen großen Verlust.
Vor acht Tagen traf ich Thomas Langhoff das letzte Mal, um mit ihm eine große Veranstaltung zu seinen Ehren in der Akademie der Künste vorzubereiten.

Der Sohn des bedeutenden Theaterleiters Wolfgang Langhoff war nach seiner Ausbildung in Leipzig zunächst zehn Jahre lang als Schauspieler in Brandenburg und Potsdam engagiert und arbeitete dann als Regisseur für das Fernsehen der DDR, bevor er sich der Bühne zuwandte. Im März 1988 hatte unter seiner Regie „Die Übergangsgesellschaft“ von Volker Braun am Berliner Maxim Gorki Theater Premiere und wurde als eine der ersten Produktionen aus dem Osten Deutschlands im Mai 1989 zum damals noch West-Berliner Theatertreffen eingeladen. Wobei dies nicht Thomas Langhoffs erste Einladung war: schon 1984 zeigten die Münchner Kammerspiele seine Inszenierung von Lessings „Emilia Galotti“ im Reigen der alljährlich zehn „bemerkenswertesten“ Inszenierungen deutscher Sprache, denn Thomas Langhoff hatte auch im westlichen Ausland inszenieren dürfen.

1991 trat er als Intendant des Deutschen Theaters in die Fußstapfen seines Vaters und führt das Haus in den gesellschaftlich wie ökonomisch schwierigen Nachwendejahren zehn Jahre lang außerordentlich erfolgreich. Seine eigenen Klassikerinszenierungen von Kleist, Shakespeare oder Tschechow banden das Publikum aus beiden Teilen Berlins an das Haus, und mit der Gründung der „Baracke“ unter der Leitung des jetzigen Schaubühnen-Leiters Thomas Ostermeier, der damals, im Jahre 1998, gerade die Regie-Ausbildung an der Berliner Hochschule „Ernst Busch“ abgeschlossen hatte, stellte er die Weichen für das zeitgenössische Autorentheater. In den letzten Jahren war das Berliner Ensemble Thomas Langhoffs künstlerische Heimat geworden. Hier brachte er im Januar 2010 Gorkis „Nachtasyl“, im März 2011 Williams´ „Endstation Sehnsucht“ und im November 2011 Tschechows „Kirschgarten“ heraus. Die behutsame, ganz den Schauspielern vertrauende, politisch wachsame und menschliche, kluge Inszenierungsweise war sein Markenzeichen. Im März 2010 erhielt er für sein Lebenswerk den Berliner Kunstpreis. In der Akademie der Künste war Thomas Langhoff als streitbarer und charmanter, diskussionsoffener und großzügiger Direktor der Sektion Darstellende Kunst für das Programm der letzten Jahre prägend.

Von Klaus Staeck, Präsident der Akademie der Künste