28.5.2013, 15 Uhr

Akademie der Künste trauert um Gotthard Graubner

Gotthard Graubner, Foto Inge Zimmermann

Gotthard Graubner, 1930 in Erlbach im sächsischen Vogtland geboren, war einer der großen Maler in Deutschland. Verbunden fühlte er sich mit den bedeutenden Kollegen früher Jahrhunderte, mit Tintoretto, Tizian, William Turner oder Claude Monet. Mit seinen „Kissenbildern“ entwickelte er Farbraumkörper, welche nichts Figuratives darstellen, sondern als Farb-Objekte im Raum wahrnehmbar sind. Die sensiblen Farbräume ließ er durch die mit Schwämmen („ein Stück Schaumstoff am Besenstiel“) locker aufgetragene Acrylfarbe entstehen, sie entfalten sich wie atmende Organismen.

1982 vertrat er, ausgewählt von Johannes Cladders, zusammen mit Hanne Darboven und Wolfgang Laib die Bundesrepublik Deutschland auf der Biennale in Venedig.
Richard von Weizsäcker beauftragte ihn 1988 mit zwei riesigen Bildformaten für den Großen Saal im Schloss Bellevue. Für diese Arbeit mietete Gotthard Graubner eigens ein passendes Atelier in Berlin. Er schuf die beiden monochromen Bilder „Begegnungen“, die an den Wandflächen der beiden Stirnseiten des Saales auch heute noch den Hintergrund für Empfänge, Konzerte und Staatsbankette darstellen.
Der als Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf (1976 bis 1992) wirkende Maler nahm dreimal an der Kasseler documenta teil. Sein zweites Atelier errichtete ihm sein Freund Karl-Heinrich Müller, welcher auch den Natur-Museums-Komplex auf der Insel Hombroich ermöglichte. Die geistige Substanz des Museums Insel Hombroich wurde in einzigartiger Weise von Gotthard Graubner und dem Bildhauer Erwin Heerich geprägt.

Kein zweiter europäischer Maler hat – wie Rothko in den USA – die Farbe so sehr befreit von Gegenstand und Form: Graubner ließ die Farben vielschichtig im Raum fließen und strömen. Seine elegante Erscheinung, die an Paul Cézanne erinnerte, passte zu den stillen, kraftvollen Bildern.
Gotthard Graubner verstarb am 24. Mai 2013 kurz vor seinem 83. Geburtstag in Neuss. Seit 1973 gehörte er der Akademie der Künste als Mitglied an.


Klaus Staeck
Präsident der Akademie der Künste

Wulf Herzogenrath
Direktor der Sektion Bildende Kunst