14.7.2014, 22 Uhr

Akademie der Künste trauert um Gert Voss

Am 13. Juli 2014 ist der Schauspieler Gert Voss im Alter von 72 Jahren in Wien verstorben. Er gehörte der Akademie der Künste seit 1994 an.

Nach ersten Stationen in Konstanz, Braunschweig und München spielte der in Shanghai geborene Gert Voss ab 1972 im Ensemble des Stuttgarter Staatstheaters. Dort traf er mit dem Regisseur Claus Peymann zusammen, mit dem er 1979 ans Bochumer Schauspielhaus und 1986 ans Wiener Burgtheater wechselte. Legendär sind seine Darstellungen des Cheruskerfürsten in Kleists Hermannsschlacht (Bochum 1982), des Ludwig Worringer in Thomas Bernhards Ritter, Dene, Voss (Salzburg 1986) oder Shakespeares Richard III. (Wien 1987) unter Claus Peymanns Regie.

Auch mit dem Regisseur Peter Zadek arbeitete er häufiger und war sein Shylock in Der Kaufmann von Venedig von Shakespeare (Wien 1988), sein Iwanow im gleichnamigen Stück von Tschechow (Wien 1990) oder Antonius in Shakespeares Antonius und Cleopatra (Berlin und Wien 1994).

Eine besonders enge Verbindung bestand zu dem Dramatiker und Regisseur George Tabori. Er war dessen Othello von Shakespeare (Wien 1990) und spielte in Taboris eigenen Stücken Die Goldberg-Variationen (Wien 1991), Requiem für einen Spion (Wien 1993) oder Die Ballade vom Wiener Schnitzel (Wien 1996). Zuletzt stand er als Orgon in Molières Tartuffe in der Inszenierung von Luc Bondy auf der Bühne des Akademietheaters in Wien. Im Film übernahm Gert Voss ausgewählte Rollen wie in Radetzkymarsch (Axel Corti, 1994) oder Zettl (Helmut Dietl, 2011). 2011 brachte er mit seiner Frau, der Dramaturgin Ursula Voss, das biographische Buch Ich bin kein Papagei heraus.

In einem diesen Sommer erscheinenden Buch der Akademie der Künste über Gert Voss, das ebenfalls von Ursula Voss herausgegeben wird, schreibt der Dramaturg und Theaterhistoriker Klaus Völker über ihn:

„Er scheut kein Risiko, wenn es gilt, dem Rätselhaften und Ungeheuerlichen im Menschen nachzuspüren. Seine Bösewichter, Herrscher oder Despoten sind immer Täter und Opfer. Aber er zeichnet sie radikal und gnadenlos in ihrer Größe und in ihrem Elend, ohne Selbstmitleid, unsentimental.“

Und der Regisseur Luc Bondy äußert über ihn an gleicher Stelle:

„Er ist ein wahrhafter, wirklicher Künstler. Nichts ist äußerlich oder formal. (…) Er hat die Rolle innen, lebt die Rolle. Man findet selten Schauspieler, die ihre Rolle erlebend leben, aber das ist für mich das A und O des Theaters. (…) Was wirklich nur Voss kann, sind die tragisch-komischen Rollen. In der Tragik zugleich komisch zu sein, und berührend. Er ist der Traum für einen Regisseur.“

Klaus Staeck
Präsident der Akademie der Künste

Ulrich Matthes
Direktor der Sektion Darstellende Kunst