Villa-Serpentara-Stipendium 2024

Eva Desseker

*1959, Karlsruhe (DE)

Lebt in Berlin (DE)

Sektion: Darstellende Kunst

Vita

Eva Desseker ist Kostüm- und Bühnenbildnerin, seit 1990 freischaffend an den großen internationalen Opernhäusern und Festivals. Begonnen hat ihre künstlerische Entwicklung nach dem Studium der Kunstgeschichte und der Klassischen Archäologie in Freiburg, in den 1980ern an der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz (Künstlerische Leitung Peter Stein). Zunächst als Mitarbeiterin von Moidele Bickel entwickelte sich früh eine prägende und intensive Zusammenarbeit mit Klaus Michael Grüber und den Künstlern Gilles Aillaud, Eduardo Arroyo, Antonio Recalcati, die sich bis zu Grübers Tod 2008 kontinuierlich fortsetzte. Den künstlerischen Ansatz zum Kostümentwurf über eine frei assoziative Herangehensweise hat sie im Laufe ihrer Karriere immer beibehalten und weiterentwickelt. Während des Probenprozesses erarbeitet sie mit den Darstellerinnen und Darstellern gemeinsam das Kostüm als zweite unterstützende Haut zwischen Rolle und Mensch, sodass ein gesamtes Tableau entsteht. Zuletzt zu sehen im Mai 2023 bei „La Bohème“ an der Pariser Opéra Bastille, Regie Claus Guth. Weitere wichtige Zusammenarbeiten seit 1990 u. a. mit den Regisseuren Luc Bondy Bob Wilson, Patrice Chéreau, George Tabori, Andrea Breth, Alvis Hermanis, Karin Beier, Janusz Kica, Evgeny Titov und deren Bühnenbildnern Karl Ernst Hermann, Richard Peduzzi, Johannes Schütz, Duri Bischoff, Etienne Pluss. Prägend auch die Zusammenarbeit mit Karl Lagerfeld, der die Kostüme für Hofmannsthals „Der Schwierige“ 1991 für die Salzburger Festspiele entwarf. Mit Moidele Bickel blieb sie bis zu deren Tod 2016 freundschaftlich und beruflich tief verbunden, kümmert sich weiterhin um deren künstlerischen Nachlass, der nach Moidele Bickels Verfügung an die Akademie der Künste Berlin überging.

Residency

Während meiner intensiven Zusammenarbeit mit Klaus Michael Grüber und den Künstlern Gilles Aillaud, Eduardo Arroyo, Antonio Recalcati sind Arbeitsbücher, Entwürfe, Kollagen und Notizen zu vielen Produktionen entstanden. Dieses umfangreiche Material schlummert seit Jahren als schöpferische Energie in meinen Archiv-Boxen, eigentlich eine Quelle, ein Schatz, da es einen Zeitabschnitt einer Arbeitsweise im kreativen Leben aller Beteiligten widerspiegelt. Diese meist sehr freien Entwürfe, die als Grundlage für die Kostümarbeit dienten, zugänglich und verständlich zu machen, verstehe ich als ein Stück Theatergeschichte. Während des Aufenthaltes in der Villa Serpentara möchte ich die Boxen öffnen, aufarbeiten, schriftlich zusammenfassen und erläutern, mit Foto- und Filmdokumenten zusammenfügen, um sie dann der Akademie der Künste für das Klaus Michael Grüber-Archiv als Beispiel der bildnerischen Zusammenarbeit von Regie, Bühne und Kostüm zu überlassen. Ziel außerdem ist es, an einer Publikation über die legendäre Kostümbildnerin Moidele Bickel zu arbeiten, deren unzählige Zeichnungen und Entwürfe zu einem großen Teil in der Akademie der Künste in Berlin liegen.