Publikationen Gesamtkatalog

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Hans Haackes Einfluß auf die Kunst der Gegenwart und der jüngsten Vergangenheit ist unübersehbar. Er war es, der vor anderen die heute mehr denn je aktuellen Themen der Verhältnisse zwischen Ökonomie und Ökologie, sozialer und kultureller Macht, wirtschaftlichen Interessen und Kunstmarkt, Politik und Geschichtsbild, kollektivem historischem Bewußtsein und individuellem Schicksal in die zeitgenössische Kunst eingeführt hat. Und er hat es verstanden, für diese komplexen gesellschaftlichen Fragen ebenso subtile wie eindringliche Formen zu entwickeln, die alle visuellen Medien souverän umfassen. Seine Erfahrung in den USA hat ihn als Künstler zu Deutschlands wichtigstem Verteidiger der Kultur als öffentlicher Aufgabe werden lassen. Der Künstler, der seit 1965 in New York lebt, hat in den vergangenen Jahren in Europa und den USA eine Reihe von aufsehenerregenden Arbeiten für künstlerische Projekte im öffentlichen Raum und an Orten der Kunst geschaffen. Kein künstlerisches Werk hat hierzulande eine so breite Diskussion über Kunst und Politik in den Medien und selbst im Parlament ausgelöst wie die Installation DER BEVÖLKERUNG (2000) im Berliner Reichstagsgebäude. 1993 erhielt er für seine Einrichtung des Deutschen Pavillons auf der Biennale Venedig gemeinsam mit Nam June Paik den Goldenen Löwen.
Der Katalog zur umfassenden Retrospektive 2006 bietet erstmals in Deutschland einen repräsentativen Überblick über das Werk von Hans Haacke (geboren 1936 in Köln). Von den zentralen Werken der Systemkunst der 1960er Jahre zeigt er über die politische Concept Art der 1970er Jahre auch seine postkonzeptuellen Installationen der folgenden Zeit bis hin zu seinen jüngsten Arbeiten in New York und Berlin. Er präsentiert etwa 80 Werke und zahlreiche Texte von Hans Haacke. Umfangreiche Beiträge von Benjamin H. D. Buchloh, Rosalyn Deutsche und Walter Grasskamp beleuchten Haackes Œuvre zwischen 1959 und 2006 vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Kunstentwicklung.


Interviews von Bálint András Varga, unter anderem mit Luciano Berio, Harrison Birtwistle, Pierre Boulez, George Crumb, Sofia Gubaidulina, György Kurtág, Helmut Lachenmann, György Ligeti, Luigi Nono, Pierre Schaeffer und Christian Wolff, sowie 25 Komponistengrafiken zur Frage "Können Sie Ihre Musik zeichnen?"
Inventar der Musikautographe im Bálint-András-Varga-Archiv


Das Haus in der Chausseestraße 125, Berlin-Mitte, in dem Bertolt Brecht und Helene Weigel wohnten, stammt aus dem Jahr 1843, das Quergebäude wurde 1888 erbaut. Brecht lebte in einer Wohnung im Seitenflügel und Quergebäude vom Oktober 1953 bis zu seinem Tod im August 1956. Helene Weigel, die wenige Wochen nach Brecht in eine Wohnung im Quergebäude gezogen war, wohnte hier bis zu ihrem Tod im Mai 1971.1978 wurden die Wohnungen nach einer umfassenden Restaurierung des Hauses als Brecht-Weigel-Gedenkstätte öffentlich zugänglich.


Es gab in Europa kaum einen Menschen, der ehrlicher sich ein Verhältnis zur Kunst erkämpft hatte, als der Herausgeber von "Kunst und Künstler" […] Alles, was er schrieb und tat, war durchdrungen von einem seltsamen Wahrheitsdrang. Er liebte es, gegen die Welt zu stehen und nicht mit ihr zu heulen. Er hatte ein Wertgefühl für die Kunst, eine innere Sicherheit für die Möglichkeiten. Er sah die Zeit nicht nur historisch, sondern auch psychologisch. Sein Verstehen war ein Begreifen. Aber er fürchtete sich nicht, aus seinem Begreifen Konsequenzen zu ziehen. Sie waren oft hart und nicht immer angenehm zu hören, aber er kannte nur einen Weg, weil es nur eine Überzeugung für ihn gab: Die Treue zur Wahrheit, die Treue zu sich selbst.
Max Tau über Karl Scheffler, Karl-Scheffler-Archiv, Nr. 129


Herbert Wernicke (1946–2002), zunächst als Bühnenbildner, ab 1978 auch als Regisseur tätig, inszenierte an den großen Opernbühnen der Welt, in Wien, Salzburg, Brüssel, Paris, Amsterdam, London, New York. Wernickes Inszenierungen, seine suggestiven Bilder und ungewöhnlichen Bühnenräume stehen für eine ganz eigene Sicht auf die Werke der Musikliteratur. Bühnenbildentwürfe, Szenenfotos und Arbeitsskripte korrespondieren in dieser Publikation mit Texten von Herbert Wernicke; der Band wird ergänzt durch ein Vorwort von Albrecht Puhlmann und einen Text von Wolfgang Trautwein zum Nachlass Wernickes im Archiv der Akademie der Künste.


Katalog zu einer Fotoausstellung, die Einar Schleef (1944-2001) noch im Herbst 1999 selbst angeregt hatte und die nun am Ort seiner Meisterschülerzeit bei Karl von Appen vom 5.2.-2.4.06 im Akademiegebäude am Pariser Platz zu sehen war. Der Katalog folgt der Gliederung der Ausstellung: beginnend mit der Fotoreihe zu "Die Nachbarn 1965", breitet sich ein Spektrum bedeutender Themen und Lebensstationen aus wie Sangerhausen, Berlin, Frankfurt am Main, New York und Madrid, Dänemark und Tod (der Mutter). So unzählig die Fotos – das Archiv zählt über 5 000 –, so unzählig sind die Blick- und Gesichtspunkte wie auch die interpretatorischen Möglichkeiten. Die Fotos vermitteln also auch Aspekte des alltäglichen Lebens und der alltäglichen Kultur und erzählen „nebenher“ deutsch-deutsche Geschichte. Hrsg. von Harald Müller und Wolfgang Behrens mit Texten aus den Werken und den unveröffentlichten Tagebüchern Einar Schleefs sowie Originalbeiträgen von Elfriede Jelinek, Barbara Honigmann und Arno Fischer.


Sibylle Bergemann zählt zu den ganz großen Fotografinnen Deutschlands. Ihr Werk erstaunt durch seine Vielfalt – Mode, Reportage, Essay, Landschaft, Stadtlandschaft und Porträt – und die souveräne Beherrschung des Sujets. Ihre Bilder zeugen von Respekt vor Menschen und ihren Lebensverhältnissen. Ihre Fotografie ist eher verhalten, ihren Gegenständen zugewandt. Bergemann findet oft so überraschende wie überzeugende Formulierungen für ihre Bilder. Ihre fotografische Haltung ist die einer poetischen Realistin.


Der reichillustrierte und kommentierte Band schließt erstmals Benjamins Archive auf: Notizhefte, in denen jeder Zentimeter genutzt wird; Register, Verzeichnisse und Karteien, die zugleich akribisch und kreativ geführt sind; Ansichtskarten, von ihm selbst kommentierte Fotoserien; eine Sammlung früher Worte und Sätze seines Sohnes Stefan, dessen Sprach- und Denkentwicklung Benjamin in Aufzeichnungen über Jahre verfolgte.