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35. Akademie-Gespräch. Terra Preta / Dunkle Erde

Ingo Schulze im Gespräch mit Eduardo Neves, Ralf Otterpohl, Eije Erich Pabst, Ulf Rakelmann und Klaus Staeck
Aufzeichnung des Gesprächs vom 28.9.2010

Die Akademie setzt ihre Auseinandersetzung mit relevanten gesellschaftspolitischen Themen fort mit einem Gespräch über die „Terra Preta“, die Gewinnung von fruchtbarem Boden in nährstoffarmen Regionen. Ausgehend von Erfahrungen der Indios im Amazonasgebiet wird die Frage diskutiert, wie sich mit dem Wissen vergangener Hochkulturen aktuelle Probleme der wachsenden Weltbevölkerung lösen lassen.
Der Schriftsteller Ingo Schulze, Direktor der Sektion Literatur der Akademie, hat dazu Gäste eingeladen, mit denen er einer größeren Öffentlichkeit vermitteln will, was bisher eher in den Zirkeln unterschiedlicher Fachwissenschaften diskutiert wurde. Es geht in diesem Gespräch um die Zukunft der Zivilisation, um den Klimaschutz durch nachhaltiges Wirtschaften, um weltweit notwendige politisch-ökologische Veränderungen.

Die Teilnehmer:
Klaus Staeck, Präsident der Akademie der Künste
Ulf Rakelmann (Team Zukunftstechnologie des kommunalen Unternehmens Hamburg Wasser) plädiert dafür, Erfahrungen indigener Völker bei der Gewinnung fruchtbarer Schwarzerden zu nutzen, um dem maßlosen Ressourcen-verbrauch von fossilen Energieträgern und endlichen Rohstoffen zu begegnen. Es geht ihm darum, Verwertungssysteme für städtische Reststoffe zu entwickeln, die auch von Entwicklungs- und Schwellenländern genutzt werden können und neben dem ökologischen Effekt einer Emmissionsminderung auch die Seuchenhygiene verbessern können.
Ralf Otterpohl (TU Hamburg-Harburg) arbeitet seit zwei Jahrzehnten an der Entwicklung von Sanitärsystemen für die ärmeren Regionen der Welt, um katastrophale, krankheitsfördernde Hygienebedingungen zu verbessern. Durch die Wiederentdeckung der „Terra Preta“ im Amazonasgebiet hat seine Arbeitsgruppe einen neuen Ansatz gefunden, einfachere und kostengünstigere Lösungen für Sanitärsysteme zu entwickeln, die zugleich fruchtbare Schwarzerde für die lokale Landwirtschaft produzieren. Bis 2022 sollen damit hundert Millionen Menschen versorgt werden!
Eije Erich Pabst (Manaus, Brasilien) hat in den siebziger Jahren die erste Dissertation über die Terra Preta veröffentlicht und in den achtziger Jahren die ersten Regenwaldkampagnen von Greenpeace initiiert.
Eduardo Neves (Sao Paulo) hat als Archäologe im Amazonasgebiet an der Erforschung und Neubewertung alter Kulturen einen wesentlichen Anteil. Er fand Belege, dass die Indios ihre landwirtschaftlich genutzten Böden mit Tonscherben und Tongefäßen als Wasserspeicher anreicherten um höhere und stabilere Erträge zu erzielen. Und er konnte Beweise dafür erbringen, dass bis zur Vertreibung und Ausrottung der Bevölkerung durch die europäischen Eroberer große Städte im Amazonasgebiet existierten.

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Kamera: James-A. Wehse, Uwe Ziegenhagen, Florian Sieber
Schnitt: James-A. Wehse
Leitung: Thomas Grimm
Eine Co-Produktion der Akademie der Künste mit Zeitzeugen TV
56 min

Das 35. Akademiegespräch wird in ALEX-TV, Offener Kanal Berlin, gesendet.

Die Veranstaltung wurde unterstützt vom Kompetenz-Netzwerk HAMBURG WASSER

(Stand 11.10.2010)