20.7.2021, 16 Uhr

„Landschaft der Wörter“ – Helmut-Heißenbüttel-Archiv vollständig erschlossen

Helmut Heißenbüttel, eTymo logisch, Stempeldruck/Grafik aus: Bilderbuch. Gedichte in denen nichts zu lesen ist, undatiert.

Der Schriftsteller, Kritiker, Essayist und bildende Künstler Helmut Heißenbüttel (1921–1996) wurde als prominenter Vertreter der „Konkreten Poesie“ in Deutschland bekannt. Seine Texte, von ihm selbst als „Landschaft der Wörter“ bezeichnet, entziehen sich einer eindeutigen Gattungszuordnung. Zu den bekanntesten Veröffentlichungen gehören die Textbücher (1960–1987) sowie D’Alemberts Ende (1970) und Das Durchhauen des Kohlhaupts (1974). Außerdem war Heißenbüttel ein brillanter Essayist der Kunst-, Musik- und Literaturszene. Grundlegende Analysen verfasste er zum Neuen Hörspiel sowie zur Beziehung von Musik und Sprache. In Stuttgart arbeitete er in der sogenannten Stuttgarter Schule mit den Autoren Max Bense, Reinhard Döhl und Eugen Gomringer zusammen.

Helmut Heißenbüttel wurde am 21. Juni 1921 in Rüstringen geboren. Nach dem Abitur zur Wehrmacht eingezogen, erlitt er im Zweiten Weltkrieg 1941 eine schwere Verwundung und verlor den linken Arm. Ab 1942 studierte er zunächst Architektur in Dresden, dann Germanistik und Kunstgeschichte in Leipzig und Hamburg. Seit Anfang der 1950er Jahre nahm er an den Treffen der Gruppe 47 teil. 1955 wurde Heißenbüttel Mitarbeiter des Claassen-Verlags in Hamburg. Zwei Jahre später ging er nach Stuttgart, wo er beim Süddeutschen Rundfunk zunächst als Mitarbeiter Alfred Anderschs bei der Sendung Radio-Essay beschäftigt war. Von 1959 bis 1981 leitete Heißenbüttel die Redaktion des Radio Essays und prägte das Kulturradio mit seinen als legendär bezeichneten, weit über Stuttgart hinaus bekannten Sendungen – darunter Features, Hörspiele, Gespräche und Kulturkritik. Nach der Pensionierung lebte er als freier Schriftsteller in Borsfleth (Schleswig-Holstein). Heißenbüttel war Mitglied der Gruppe 47, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, der Freien Akademie der Künste in Hamburg, der Akademie der Künste, Berlin, und Träger des Bundesverdienstkreuzes. 1969 wurde ihm der Georg-Büchner-Preis verliehen. Heißenbüttel starb am 19. September 1996 in Glückstadt.

2001 erwarb die Akademie der Künste, Berlin, einen Teil des Nachlasses Helmut Heißenbüttels. Nachdem die Familie in jüngster Zeit einen zweiten Materialkomplex an das Archiv übergeben hatte, konnte die Ordnung und Verzeichnung des Bestandes abgeschlossen werden. Damit ist das Helmut-Heißenbüttel-Archiv nun vollständig in der Archivdatenbank erfasst und für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Heißenbüttel-Archiv hat einen Umfang von ca. 7 laufenden Metern und enthält viele Manuskripte, Vorstufen und Varianten poetischer und experimenteller Texte, von Prosa-Arbeiten und Hörspielen sowie von literatur- und kunstkritischen Texten. Hinzu kommen zahlreiche Briefe, unter anderem von Alfred Andersch, Max Bense und Elisabeth Walther-Bense, Chris Bezzel, Hubert Fichte, Eugen Gomringer, Ludwig Greve, Peter Härtling, Ernst Jandl, Ingomar von Kieseritzky, Kurt Leonhard, Franz Mon und Armin Sandig. Bildkünstlerische Arbeiten liegen in Auswahl vor. Ferner enthält das Heißenbüttel-Archiv Arbeitspapiere, Dokumente zu Leben und Werk, zahlreiche Fotos und audiovisuelle Materialien sowie Manuskripte anderer Autoren, darunter viele Gedichte von Peter Härtling aus den 1950er Jahren.

Die über 1000 Bände umfassende Nachlassbibliothek von Helmut Heißenbüttel befindet sich im Bestand der Bibliothek der Akademie der Künste.

Ansprechpartnerin: Bettina Köhler, Literaturarchiv

Helmut Heißenbüttel, Texte und Zeichen, Stempeldruck/Grafik aus: Bilderbuch. Gedichte in denen nichts zu lesen ist, undatiert