12.5.2017, 17 Uhr

Vier Jahrzehnte Gebrauchsgrafik: Der künstlerische Nachlass von Klaus Wittkugel ist online

Klaus Wittkugel, Filmplakat Brüder und Schwestern, 1963

Der gesamte bildkünstlerische Nachlass des Grafikers Klaus Wittkugel ist nun in der Datenbank des Archivs der Akademie der Künste online verfügbar. So wird eine visuelle Zeitreise durch vier Dekaden gebrauchsgrafischen Schaffens in der DDR ermöglicht. Der Nachlass veranschaulicht auf eindrucksvolle Weise den künstlerischen und politischen Zeitgeist Ostdeutschlands im Spiegel der offiziellen Gebrauchsgrafik.

Ausgebildet an der Folkwangschule in Essen stieg Klaus Wittkugel (1910–1985) nach Kriegsende bald zum erfolgreichsten Gebrauchsgrafiker der DDR auf. Er war Gründungsmitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR (VBK) und Vorsitzender der Sektion Gebrauchsgrafik. Ab 1961 war er Mitglied, von 1968 bis 1974 Vizepräsident der Akademie der Künste, der er seinen schriftlichen und künstlerischen Nachlass vermachte.

Wittkugels Produktdesign, beispielsweise für die Autofirma Ford oder den Filmhersteller decopan, war wegweisend; er entwarf u. a. den berühmten Schriftzug des Café Moskau oder das grafische Konzept des Palastes der Republik und wurde damit zu einem der Vordenker des Konzepts der Corporate Identity. Als Chefgrafiker im Amt für Information entwickelte er zudem innovative, mitunter propagandistische grafische Lösungen sowie Raumkonzepte für Ausstellungen wie die berühmt-berüchtigte Agitationsschau „Militarismus ohne Maske“, ein in seinem Nachlass ausgiebig dokumentiertes Monument des Kalten Kriegs.

In der Datenbank des Archivs wird Wittkugels gesamtes gebrauchsgrafisches Œuvre in rund 800 Verzeichnungseinheiten erstmals online präsentiert:

Umfang und Vielfalt des Werkes lassen sich anhand seiner künstlerischen Fotografien, Entwürfe für Buchumschläge, Plakate, Broschüren, Produktverpackungen nachvollziehen. Zwischen 1949 und 1984 entstanden zudem über 250 Plakatmotive mit einer Themenpalette, die neben Produktwerbung auch Kulturplakate zu Theater, Film und Sport, aber auch gesundheitliche Aufklärung, Solidarität und Friedensbewegung sowie Wirtschaft und Politik umfasst.

Alternativentwürfe und Druckvorstufen sind in dem Bestand ebenfalls verzeichnet, so dass sowohl Entstehungs- als auch Bildfindungsprozesse nachempfunden werden können.

Ergänzt wird der in der Kunstsammlung verwahrte bildkünstlerische Nachlass durch den schriftlichen Nachlass, der in der  Archivabteilung Bildende Kunst betreut wird, sowie durch eine 1.447 Bände umfassenden Nachlassbibliothek.

Zum Klaus-Wittkugel-Nachlass

Klaus Wittkugel, KAUFE KEINEN Schund. ACHTE AUF QUALITÄT, 1949–1950