9.8.2012, 13 Uhr

Akademie der Künste trauert um Kurt Maetzig

Nachruf und eines der letzten aufgezeichneten Gespräche mit Kurt Maetzig

Die Akademie der Künste trauert um Kurt Maetzig, ihr ältestes Mitglied. Der Filmregisseur starb am 8. August im Alter von 101 Jahren in seinem Haus in Wildkuhl (Mecklenburg-Vorpommern).

Er hatte in Frankreich studiert, und als Feingeist und Kosmopolit kehrte er immer wieder zu den Ursprüngen der Aufklärung zurück. Antrieb seiner filmischen Arbeit, die im Nachkriegsdeutschland begann, waren das Bemühen um den mündigen Zuschauer und die Vision von einem aufgeklärten Film, wozu für ihn der Aufbau einer neuen Filmkultur nach dem Krieg im Osten Deutschlands essentiell war. So war Kurt Maetzig Chefredakteur der unmittelbar nach dem Krieg gegründeten Wochenschau „Der Augenzeuge“, er gehörte zu den Gründungsvätern der DEFA und war Gründungsrektor der Deutschen Hochschule für Filmkunst.
Kurt Maetzig drehte bis 1976 über zwanzig Spielfilme, darunter „Ehe im Schatten“ (1947), „Die Buntkarierten“ (1949), „Rat der Götter“ (1950), „Schlösser und Katen“ (1957) und „Der schweigende Stern“ (1959). Sein Film „Das Kaninchen bin ich“ (1965) eröffnete die Liste der verbotenen Filme. Um keine Kompromisse mehr eingehen zu müssen, beendete Kurt Maetzig mit Erreichen des 65. Lebensjahres seine Tätigkeit als Filmregisseur.

„Kurt Maetzig ist im Lärm der Welt ein leiser, nüchtern denkender, höflicher Mann geblieben, mag sein aus guter bürgerlicher Erziehung, wohl aber auch, weil er dafür hielt, dass niemand die Wahrheit allein besitzt“, würdigte Wolfgang Kohlhaase seinen Filmkollegen anlässlich dessen 100. Geburtstags. Der Filmregisseur Günter Reisch erinnert an ihn: „(M)ein großer Lehrer, Freund, geistiger Aufklärer, immer Lehrender und Lernender ist nicht mehr. Viele seiner Ratschläge haben mein Leben und Schaffen mitbestimmt. Wer ihn kannte, liebte und achtete ihn.“

Kurt Maetzig war seit 1950 Akademie-Mitglied. Sein umfangreiches schriftliches Archiv, das bereits 1970 eingerichtet und seitdem kontinuierlich erweitert wurde, befindet sich im Archiv der Akademie der Künste. Darin befinden sich Unterlagen zu Kurt Maetzigs Filmen wie Szenarien und Drehbücher, Werk- und Szenenfotos, Kritiken und Werbematerialien sowie Manuskripte von Reden und Interviews, Unterlagen von wissenschaftlich-technischen Veröffentlichungen, Patentanmeldungen und eine umfangreiche Korrespondenz.
Eine kleine Auswahl von Dokumenten aus diesem Archiv zeigte die Akademie der Künste im vergangenen Jahr von Januar bis April im Foyer des Akademie-Gebäudes am Pariser Platz. Darüber hinaus gab die Akademie der Künste ein Interview in Auftrag, das die Filmwissenschaftlerin Christiane Mückenberger im Jahr 2010 mit Kurt Maetzig führte und das auf www.adk.de/de/blog/ zu sehen ist.

Klaus Staeck
Präsident der Akademie der Künste

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Zur Erinnerung an Kurt Maetzig:
„Mich interessiert immmer der erste Schritt - das Entdecken, das Erfinden“

Christiane Mückenberger im Gespräch mit Kurt Maetzig, Jahrgang 1911
Der Filmregisseur Kurt Maetzig, seit 1950 Mitglied der Akademie der Künste, zunächst der DDR und seit 1993 der vereinten Akademie der Künste, Berlin, sprach im Interview mit der Filmexpertin Christiane Mückenberger über sein Leben - von den filmberuflichen Anfängen als Gründer der ostdeutschen Wochenschau „Der Augenzeuge“, als Lizenzträger der DEFA (1946), als Spielfilmregisseur (seit 1947) und als Gründungsrektor der Deutschen Hochschule für Filmkunst Potsdam- Babelsberg (1954), die er bis 1964 leitet. Zu seinen herausragenden Filmen, an deren Drehbüchern er zumeist mitgeschrieben hat, zählen „Ehe im Schatten“(1947), „Die Buntkarierten“ (1949), „Der Rat der Götter“ (1950), „Der schweigende Stern“ (1960) und der nach seiner Entstehung verbotene Film „Das Kaninchen bin ich“ (1965). Ein persönliches und filmgeschichtliches Dokument.

Dokumentation
Plakat der Kurt Maetzig Veranstaltung in der AdK, Berlin

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Startbild: Videostill. Kamera: Andreas Bergmann, Johanna Bergmann. Ton und Schnitt: René Schmal. Gemeinschaftsproduktion der Akademie der Künste mit Havel-Film, Babelsberg, 2010, Länge: 58 Minuten