21.1.2020

Heinrich-Mann-Preis 2020 an Eva Horn

Der Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste geht in diesem Jahr an die in Wien lehrende Literaturwissenschaftlerin und Essayistin Eva Horn. Diese Wahl trafen die Juroren Julia Encke, Gustav Seibt und der letzte Preisträger Danilo Scholz. Der mit 10.000 € dotierte Preis für Essayistik wird am 27. März 2020 im Akademie-Gebäude am Pariser Platz verliehen.

Aus der Begründung der Jury: „Die Zukunft als Katastrophe hieß vor sechs Jahren Eva Horns großer Essay über Apokalypsendarstellungen. Seither hat sie sich in vielen Texten mit Weltuntergangsszenarien oder der ‚Imaginationsgeschichte der Klimakatastrophe' beschäftigt. All diese Essays verbinden Wissenschaftsgeschichte mit Literatur und Kunst. Horn gelang bereits in ihrem Essay Der geheime Krieg ein aufsehenerregender Versuch über Spionage und Verrat, der sich einzig auf literarische Quellen stützte und ihrem Erkenntniswert traute: Da alles geheim ist, bleibt auf die Narrationen über das Geheime mehr Verlass als auf alles andere. Sie sind ‚Werkzeuge des Vorstellungsvermögens'. Wie nur wenigen Autorinnen und Autoren gelingt es Eva Horn, eine Sprache zu finden, die für ein breites Publikum zugänglich ist, ohne dabei an wissenschaftlicher Präzision zu verlieren. Die politische Perspektive verliert sie dabei nie aus dem Blick. Ihr Schreiben ist politische Publizistik.“

Eva Horn wurde 1965 in Frankfurt am Main geboren, studierte in Bielefeld, Paris und Konstanz Vergleichende Literaturwissenschaft, Germanistik, Romanistik und Philosophie. 1996 Promotion mit einer Arbeit über Trauertexte der Goethezeit. Nach ihrer Habilitation 2004 an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) wurde sie 2005 an das Deutsche Seminar der Universität Basel berufen, seit 2009 ist sie Professorin für Neuere deutsche Literatur am Institut für Germanistik der Universität Wien. Neben einer Gastprofessur an der Columbia University in New York u. a. Fellowship am Forscherkolleg „Zukünfte der Nachhaltigkeit“ in Hamburg, 2019 Gründung des „Vienna Anthropocene Networks“, eines interdisziplinären Netzwerks zur Erforschung und zum Verständnis des Anthropozäns.

Veröffentlichungen neben zahlreichen Beiträgen in Zeitschriften und Sammelbänden u. a.: Trauer schreiben. Die Toten im Text der Goethezeit (1998), Literatur als Philosophie – Philosophie als Literatur (zusammen mit Bettine und Christoph Menke, 2005), Der geheime Krieg. Verrat, Spionage und moderne Fiktion (2007), Zukunft als Katastrophe (2014), Anthropozän zur Einführung (zusammen mit Hannes Bergthaller, 2019)

Die Preisträger der letzten Jahre sind Danilo Scholz (2019), Christian Bommarius (2018) und Gisela von Wysocki (2017).
Die Preisverleihung findet am Freitag, den 27. März, dem Geburtstag Heinrich Manns, um 19 Uhr in der Akademie der Künste, Pariser Platz 4, statt. Die Laudatio hält der Literaturtheoretiker Anselm Haverkamp.